Oktober 2013
Quirlige Stadt am Fusse des Ätna
Noch fliegt sie, die Alitalia. Gott sei Dank hat der Verwaltungsrat der Fluggesellschaft noch rechtzeitig eine Kapitalerhöhung genehmigt. Also kein Grounding und wir hingen nicht irgendwo in der Pampa fest

Wir, das sind meine Freundin und ich auf unserem alljährlichen Mädels-Trip. Viele Städte Europas haben wir schon besucht und ich überlege mir schon die ganze Zeit, wie wir eigentlich auf Catania kamen. Vielleicht schwebte uns – abenteuerlustig, wie wir sind – bei dem Begriff Sizilien irgendein Cosa Nostra ähnlicher Hauch vor … was natürlich völliger Blödsinn ist. Zumindest für Touris wie uns .
In Zürich gestartet, mit einem Zwischenstop in Rom, landeten wir am Donnerstag Nachmittag in Catania. Es regnete leicht, aber es war warm ! Und das war die Hauptsache. Da sind wir ja zum richtigen Zeitpunkt abgedüst … in Zürich war für die kommenden Tage schönstes Schmuddelwetter vorhergesagt.
Nach der Gepäckausgabe … piano, piano …ging es mit dem Taxi ins Zentrum von Catania und ich war bereits jetzt heilfroh, dass wir keinen Mietwagen gebucht hatten. Den Verkehr empfand ich als heilloses Durcheinander auf zweispurigen Strassen ohne Mittellinie. Aber es funktionierte. Irgendwie. Zu einem späteren Zeitpunkt fand ich das geordnete Chaos beeindruckend, als ich nämlich feststellte, dass es in Catania so gut wie keine Ampeln gibt, jeder fährt und hupt, wie er will, aber auch für jeden bummelnden Fussgänger angehalten wurde. Und davon gab es viele …
Unser Hotel, das UNA Palace, lag direkt an der quirligen Haupt- und Shoppingstrasse von Catania, der Via Etnea. Na, hier waren wir doch richtig . Der Eingang des historischen Palazzo versteckte sich zwischen zwei Geschäften und liess nicht erahnen, welch schönes Hotel uns erwartete. Unser Zimmer im fünften Stock war übrigens völlig ruhig, vom Trubel draussen bekam man hier nichts mit.




Unsere Koffer waren schnell ausgepackt und auf ging es zur Hotelerkundung. Wenn ich auch sonst manchmal ein orientierungsloses Wesen bin (meine Freundin ist diesbezüglich viiiel besser) … den Weg zur Bar finde ich immer … schon komisch . Diese war, verbunden mit dem Restaurant, im 7. Stock des Hotels. In der Zwischenzeit hatte es aufgehört zu regnen und wir freuten uns, unseren Aperitif mit den letzten Sonnenstrahlen auf der Dachterrasse geniessen zu können. Hierzu bekamen wir verschiedenste Kleinigkeiten serviert – Oliven, Nüsse, Chips – so dass wir aufpassen mussten, noch Platz für das Abendessen zu lassen.




Leider war der Ätna an diesem frühen Abend wolkenverhangen, aber wir hatten in den nächsten Tagen noch das Glück, ihn im schönsten Sonnenschein bewundern zu können.
Der anschliessende Stadtbummel gab uns einen ersten Eindruck von Catania. Vor dem Hotel empfing uns quirliges Leben und wir liessen uns gern davon mitziehen. Wir schlenderten an den Geschäften entlang und bestaunten schon mal von draussen, was man im Kopf unter ‚haben wollen‘ abspeichern konnte und was wir am nächsten Tag näher begutachten würden . Die Via Etnea ist 3 km lang, gesäumt von Geschäften, Restaurants und grossen Plätzen mit wunderbaren historischen Gebäuden.
Einer dieser Plätze ist die Piazza Università, wo an diesem Abend gerade eine Ferrari-Ausstellung stattfand.


Viele Männer liessen sich mit den Autos fotografieren. Jööh … da leuchteten die Augen … einmal mit Ferrari. Na, mit so einem Foto konnte man doch sicher irgendwo mal noch Eindruck machen.
Die Via Etnea mündet auf der Piazza del Duomo mit dem berühmten Wahrzeichen der Stadt, dem Elefantenbrunnen. Der Elefant ist aus schwarzem Lavagestein und trägt einen hellen Obelisken.

Rund um den Brunnen brummt der Bär. Die Stufen sind mit jungen Leuten besetzt, die Restaurants, die den Platz säumen, sind voll und die Menschen hier scheinen nur eines im Sinn zu haben – das Leben zu geniessen. Zwischendurch fährt mal ein Stadtbus um den Platz oder die Touristen-Bimmelbahn, aber es wurde – zumindest in meineim Beisein – erstaunlicherweise nie jemand überfahren. Diese geordnete Unordnung könnte man sich bei uns nicht vorstellen, da muss immer alles schön geregelt sein. Offenbar reicht in Catania die Präsenz der Polizei. Man sah sie hoch zu Ross, auf dem Fahrrad, im Auto, in den Cafés … und sie liessen sich ihre gute Laune nicht durch so etwas Banales wie Parksünder verderben.
Die Restaurants rund um die Piazza del Duomo waren ziemlich gut besetzt. Trotzdem war für uns noch ein Plätzchen frei und wir fanden es herrlich, Mitte Oktober zum Abendessen noch draussen sitzen zu können. Das Restaurant machte einen eher unscheinbaren Eindruck, aber meine Freundin behauptete später, hier die beste Pizza ihres Lebens gegessen zu haben. Yep, wo sie Recht hat, hat sie Recht. So war es.
Von unserem ‚Logenplatz‘ im Restaurant konnten wir noch ein merkwürdiges Szenario beobachten. Zwischen den vielen Menschen schlenderte ein Brautpaar mit mindestens zwei Fotografen und Beleuchtern herum. Sie wurden drapiert und betüdelt und in allen möglichen Positionen abgelichtet. Vor den Säulen, auf dem Brunnen (zu diesem Zweck wurden alle anderen Leute dort verscheucht) und dann kam das Schärfste … die Braut im langen Kleid mit Schleppe liess sich mitten auf dem Platz auf dem schmutzigen Asphalt nieder und das Blitzlichtgewitter ging weiter. Also … die Schönheit dieses Fotos konnte ich definitiv nicht nachvollziehen. Kann man nur hoffen, dass alle Hunde auf diesem Platz ihr Geschäft woanders verrichtet hatten .
Leider bin ich bis heute nicht dahinter gekommen, ob es sich hierbei möglicherweise um einen Brauch handelt? Wir hatten das Vergnügen an diesem Abend nämlich nicht nur einmal. Nach dem dritten Paar, dass sich auf diese Weise ablichten liess, dachte ich, hier muss irgendwo ein Nest sein.
So langsam schlenderten wir zurück zum Hotel. Wenn wir uns je irgendwelche Vorstellungen von Catania gemacht hätten … bisher wären sie voll übertroffen worden. An der Rezeption des UNA erkundigten wir uns noch nach den Möglichkeiten, den Ätna von oben zu betrachten … und knickten dann dieses Vorhaben ziemlich schnell. Wir hätten vom Hotel aus zuerst zum Rifugio Sapienza, einer Touristenstation (… mit Parkplatz, Souvenirshops und Cafés) auf 1900m Höhe kommen müssen. Anschliessend wäre es mit der Seilbahn 500m höher hinauf gegangen. Das wäre ja alles noch machbar gewesen und von der Endstation der Seilbahn muss man einen gigantischen Ausblick haben.
Aber anschliessend kommt man aus Sicherheitsgründen nur mit einem Führer weiter. Und für diese Wanderung waren wir schlichtweg klamottenmässig nicht ausgerüstet. Feste Schuhe und eine warme Jacke waren obligatorisch. Bei den gut 28 Grad in Catania fehlte das allerdings in unserem Koffer. Das nächste Mal …
Beim Frühstück am nächsten Morgen stellten wir fest, dass doch auch dieses Hotel noch Verbesserungspotential hat, der Kaffee war nämlich ungeniessbar (O-Ton Freundin: Abwaschwasser). Aber der bestellte Cappuccino, der vom sehr freundlichen Personal in kürzester Zeit serviert wurde, rettete das Frühstück.
Heute wollten wir eine Stadtrundfahrt machen und auf unserem Weg zum Elefantenplatz wunderten wir uns über die vielen Grüppchen von Jugendlichen, die die ganze Stadt bevölkerten. Im Nachhinein haben wir erfahren, dass an diesem Tag alle Schüler von Catania für bessere Schulbedingungen streikten.


Die Stadtrundfahrt musste noch etwas warten. Wir entdeckten nämlich gerade den grössten Markt Catanias. Dieses Getümmel findet täglich ausser sonntags auf und um die Piazza Carlo Alberto statt. Von jedem Stand dudelte es anders und wir drängten uns durch die engen Gassen durch dieses bunte Treiben. Auf diesem Markt war wirklich absolut alles zu haben. Kleidung, Haushaltartikel, Kosmetik, Teppiche, Gemüse, Fisch und andere Lebensmittel.


Wir schlenderten und schauten, schwatzten und probierten und dann standen wir plötzlich … irgendwo. Nur wo … da war sogar meine Freundin mit ihrem Latein am Ende. Ringsum nichts als Markt, aber in welche Richtung ging es zum Elefantenplatz? Etwas ausserhalb des Gewühls studierten wir die Karte (also … ich für meinen Teil hätte genauso gut ein Schnittmuster ansehen können). In dem Moment knatterte ein älterer Mann auf einer älteren Vespa heran und stellte sie in unserer Nähe ab. Das Schloss mit Kette war fast so gross wie die Vespa. Ob der uns wohl weiterhelfen konnte?
Geduldig und freundlich nickend hörte er mir zu und verstand kein Wort.
Aber anhand der Karte, vielem Schulterzucken und gestikulieren konnte ich ihm wohl doch verständlich machen, dass wir nicht mehr wussten, wo wir waren. Uiihh …. dann ging es aber los. Wort- und gestenreich erklärte er uns den Weg.
Geduldig und freundlich nickend hörte ich ihm zu und verstand kein Wort.
Aber: er wies uns in die richtige Richtung. Wir fanden den Elefantenplatz und stellten fest, dass wir einfach einen grossen Kreis gemacht hatten.
So, welches Fortbewegungsmittel wählten wir nun für unseren City-Trip? Den Bus oder die Touristen-Bimmelbahn? Der Bus war noch leer und das Bähnli abfahrbereit, also war das schon entschieden.

Wir erlebten während der 40 Minuten gemächlicher, gut durchgerüttelter Fahrt eine erstaunlich informative City-Tour unter kompetenter Führung einer netten jungen Dame, die uns mehrsprachig die Sehenswürdigkeiten von Catania näher brachte. Einige davon wollten wir uns später noch genauer ansehen, zum Beispiel das ehemalige Benediktinerkloster San Nicola, in dem heute die Universität beheimatet ist oder den Villa Bellini Park.

An den Ausgangspunkt zurückgekehrt, beratschlagten wir bei einem grossen Latte macchiato, wie der Tag weitergehen sollte. Ergebnis: wir beschlossen, auf dem Weg zum Hotel eine Shopping-Runde einzulegen. Gesagt, getan. Um ein paar Tüten reicher und ein paar Euro ärmer kehrten wir für eine kurze Verschnaufpause ins UNA zurück.
Als wir wieder in den warmen Sonnenschein hinaus kamen, folgten wir zu Fuss dem Weg der Touri-Bahn. Der Park Villa Bellini war nur ein paar hundert Meter weit entfernt. Der Park blendet den Trubel der Stadt völlig aus und ist dem Componisten Vincenzo Bellini gewidmet. Er ist über eine breite Treppe von der Via Etnea aus zu erreichen.


Ein Spaziergang durch den Park lohnt sich wirklich. Die Vielfalt der Blumen, Palmen und Platanen ist sehenswert. Zwischen den Beeten gibt es eine Uhr, deren Datumsanzeiger aus Pflanzen geformt ist und der von den Gärtnern täglich erneuert wird.
Auf der anderen Seite des Parks hinaus schlenderten wir weiter durch Gässchen und Strassen, die offenbar noch nicht wirklich von den Touristen erobert wurden (… wahrscheinlich liefen wir falsch) in Richtung des ehemaligen Benediktiner Klosters San Nicola, dessen Anlage als grösste Siziliens gilt. Hier sind heute verschiedene Fachbereiche der Universität untergebracht. Andere Bereiche befinden sich in historischen Gebäuden in der ganzen Stadt.



Gerne hätte ich noch die grosse Kirche San Nicolo angeschaut, die an das Kloster grenzt. Leider war es hierzu bereits zu spät, die Kirche ist jeweils nur bis 13:00 Uhr geöffnet.
Vor der Kirche lag ein Hund und döste im Schatten vor sich hin. Einer der kleinen süssen Streuner, die man in Catania öfters antrifft und die gar nicht so einen unterernährten Eindruck machen. Nun sind meine Freundin und ich sehr tierlieb, vor allem, was Hunde angeht. Sie noch mehr als ich. Also hielt sie gleich mal Ausschau nach einer Metzgerei, um dem ‚armen‘ Hund eine Wurst zu spendieren. Die Metzgereien rund um eine Kirche sind nun nicht sooo verbreitet … besser gesagt, es gab keine.
Bevor sie nun noch auf die Idee kommen würde, die Küche eines der Restaurants zu plündern, zogen wir besser weiter. Hätte mich nicht gewundert, wenn meine Freundin am nächsten Tag vorsorglich ein paar Würste in ihrer Handtasche spazieren getragen hätte. Der Hund döste derweil unbeeindruckt weiter .
Unsere Runde endete am Elefantenplatz und von dort aus ging es zurück zum Hotel. Für diesen Abend hatten wir einen Tisch im Restaurant reserviert. Es öffnete aber erst um 20 Uhr, so dass uns noch ein bisschen Zeit blieb, die wir in der kleinen Weinbar nebenan in einen Aperitif investierten.



Diesmal hatten wir es wohl ein wenig übertrieben. Nicht mit dem Aperitif … neeein 😉 … sondern mit den vielen Leckereien, die uns dazu aufgetischt wurden, inklusive warmer Pizza-Stückchen. Deshalb hofften wir, im Restaurant auch Kleinigkeiten auf der Karte zu finden. Fanden wir auch in Form von feinen Ravioli, aber ein gutes Glas Wein sollte schon auch noch sein. Auch den fanden wir, nur leider wurden die Weine nicht offen ausgeschenkt.
Was uns jetzt nicht weiter hinderlich war. Zwar würden wir die Flasche nicht leer bekommen, aber wir konnten sie später mit aufs Zimmer nehmen für einen Schlummertrunk am nächsten Tag. Als wir unsere Bestellung aufgaben, hätte man das Gesicht des Kellners fotografieren sollen. Darin stand geschrieben ‚am Essen sparen sie, aber beim Wein schlagen sie zu‘ Sicherheitshalber liess er uns nochmal die Karte aufschlagen und die Bestellung bestätigen. Spätestens da wusste ich nicht mehr, ob ich amüsiert oder verärgert sein sollte …
Für den kommenden Tag war ein Ausflug nach Taormina geplant. Keine Ahnung, warum … aber ich war der felsenfesten Überzeugung, Taormina liegt am Meer. Mal ehrlich … Taormina … das klingt doch definitiv nach Meer :-). Dem war aber nicht so. Der Hauptort ist ziemlich weit oben auf dem Monte Tauro, da staunten wir nicht schlecht.
Vom Hotel aus liefen wir etwa 15 Minuten zum Bahnhof von Catania. Und wir hatten Glück … der Zug hatte lediglich eine Stunde Verspätung! Als wir nach ca. 40 Minuten wieder ausstiegen, dachten wir zuerst, wo sind wir denn hier gelandet. Zwar sah man das Meer, aber ansonsten … Pampa. Und wo war nun der Ort? Siehe oben …
Gegenüber des Bahnhofs empfing uns ein altes, verfallenes Hotel, das hoffentlich schon einmal bessere Zeiten erlebt hatte.

Ein Taxi stand vor dem Bahnhof und der Fahrer erklärte uns, dass Taormina ca. 6 km entfernt auf dem Hügel liegt. Aha, auf dem Hügel. Wollten wir nicht ans Meer? Wir planten kurzfristig um und liessen uns in das Städtchen fahren. Das Taxi fuhr die gewundenen Strassen hinauf und ich sah eine Seilbahn, die von irgendwoher ebenfalls hochfuhr. Wunderbar, wo eine Seilbahn hochfährt, fährt sie auch wieder runter. So würden wir doch noch ans Meer kommen.
Der Taxifahrer liess uns auf einem kleinen Platz aussteigen. Taormina empfing uns mit einem Wahnsinnsgewühl aus Menschen, Bussen und Autos. Wahrscheinlich löschte es meiner Freundin dort schon zum ersten Mal ab, aber noch sagte sie nichts. Wir schlenderten in die Innenstadt und sicherten uns in dem ganzen Geschubse erstmal einen Platz in der vordersten Reihe eines Cafés. Geschafft. Meine Freundin meinte, sie bekommt gleich Platzangst, das sei ja schlimmer als zur Ferienzeit in Stein am Rhein, einer Touristenhochburg in der Schweiz.
Ich selbst fand Taormina ein schönes Städtchen. Ohne die Menschenmassen wäre es sicher ganz bezaubernd. Ganze Gruppen, mit verschiedenen Nummern versehen, liefen hinter den jeweiligen Damen mit den bunten Schirmchen her. Diese hatten grösste Mühe, ihre Schäfchen beisammen zu halten. Grauenhaft.
Wir warteten ab, bis sich eine Lücke im Touristenstrom ergab und – wenn wir nun schon einmal da waren – schauten uns die schöne Altstadt mit ihren verwinkelten Gässchen, Geschäften und Restaurants an.




Die Aussicht aufs Meer hinunter war wunderbar. Schon allein deshalb hatte es sich gelohnt, hier hoch gekommen zu sein.


In einem der Gässchen blieb ich vor einem Geschäft stehen, magisch angezogen von einem Paar traumhaft schöner Schuhe. Ich hatte keine Brille auf und konnte den Preis nicht lesen. Meine Freundin liess es sich nicht nehmen, ihn mir zu nennen … OK, weiter gehen. Aber die Schuhe gingen mir nicht aus dem Kopf. Ich stellte mir schon vor, wie mich daheim jedes weibliche Wesen in meinem Umfeld darum beneiden würde . Also drehten wir um … wenigstens anprobieren konnte man sie ja mal. No … konnte man nicht. Es gab sie nur in 36 und 40 und ich bin irgendwo dazwischen. Sparen geht eigentlich ganz einfach …
So, wo war nun die Seilbahn? Ein paar hundert Meter den Hügel hinunter fanden wir die Station. Und das Beste: die Bahn würde uns tatsächlich direkt ans Meer hinunter bringen.



Da waren wir nun und freuten uns einfach nur am Anblick. Wohl wissend, dass es daheim zu diesem Zeitpunkt kalt und regnerisch war.


Den feinen Tomatensalat zum Lunch genossen wir daher besonders, bevor wir uns wieder auf den Weg zum Bahnhof von Taormina machten, dessen Hauptgebäude aus der Zeit des Jugendstils sehenswert ist.


Der Zug nach Catania kam diesmal sogar pünktlich. Es war später Nachmittag, als wir dort ankamen und auf der Suche nach einem Verschnaufplätzchen kamen wir an einer Kirche vorbei. Hier wurden gerade riesige, wunderschöne weisse Blumenbuketts angeschleppt und auf weissen Säulen auf dem Treppenaufgang drapiert. Da würde wohl eine Hochzeit stattfinden …
Einige Zeit später, auf dem Rückweg zum Hotel, kamen wir wieder an dieser Kirche vorbei. Auf dem Vorplatz standen jede Menge Hochzeitsgäste, alle ziemlich aufgerüscht. Wir beschlossen … wie Frauen nun mal sind … auf die Ankunft der Braut zu warten, neugierig wie wir waren. Das Gleiche machte wohl auch gerade der zukünftige Ehemann, der oben auf den Stufen vor der Kirche stand. Wir warteten und warteten. Er wartete und wartete. Irgendwann dachte ich, die Braut hätte ihre Hochzeit vergessen oder ihren Bräutigam. Was meine Lästerschwester und ich jetzt noch irgendwie verstanden hätten .
Die Geschmäcker sind eben – Gott sei Dank – verschieden. Das Nichterscheinen der Braut liess uns Zeit, Mann und Gäste etwas genauer zu betrachten. Eine sizilianische Hochzeit unterscheidet sich schon sehr von dem, woran wir hier so gewöhnt sind. Mir war das alles ein bisschen ‚too much‘. Die Damen – aufgebrezelt bis zum geht nicht mehr – standen sich auf ihren überhohen High-Heels die Füsse in den Bauch. Allein der Anblick genügte, um mir Phantomschmerzen zu bereiten. Wenn ich mir dann auch noch vorstellte, dass die Armen das den ganzen Abend aushalten mussten …
Der Bräutigam erinnerte mich übrigens an Elvis, der jetzt hoffentlich den Himmel rockt.
Er trug einen schneeweissen Anzug mit hohem Stehkragen. Darauf waren dicke Glitzersteine angebracht. Und um den Bauch einen breiten Gürtel, mit ebensolchem Funkelzeugs … auf jeden Fall würde die Braut ihn auch im Dunkeln wieder finden …
Und dann kam sie endlich. Im offenen Rolls Royce in Begleitung ihres Vaters. Sie stiegen aus, standen eine zeitlang vor dem Auto rum, bis die Schleppe der Braut in die richtige Richtung zeigte und liessen bereits jetzt ihren Tränen freien Lauf. Beide. Dann verschwand die ganze Truppe in der Kirche. Alles war gut .
Hochzeit gucken ist ganz schön anstrengend. Und macht hungrig. Wir beschlossen, in das Restaurant vom ersten Abend zu gehen und auch dieses Mal wurden wir nicht enttäuscht, das Essen war hervorragend. An diesem Abend wurde es nicht so spät. Unser Schlummertrunk wartete und dabei liess es sich hervorragend Koffer packen.
Am nächsten Morgen hatten wir noch genügend Zeit für ein gemütliches Frühstück, bevor uns ein Taxi zum Flughafen brachte. Beim einchecken fragte man uns, ob wir den früheren Flug nach Rom nehmen wollten, es hätte noch freie Plätze. Warum nicht. Ob wir nun in Catania oder Rom rumsitzen würden, spielte auch keine Rolle.
In einer Riesenschlange standen die Passagiere am Sicherheitscheck an. Die Zeit wurde langsam knapp. Kaum waren wir durch, konnten wir auch schon boarden.

Die Zeit in Rom nutzten wir zum Mittag essen und um letzte Einkäufe zu tätigen. Am frühen Abend landeten wir wieder in Zürich. Ich freute mich sehr auf zu Hause. Bibbernd. Denn was das Wetter anging … da war es in Catania doch um einiges schöner.
Sizilien? Gerne jederzeit wieder …
Eure Sue
14 Tage später …
