Bari, Italien

September 2018

Sonne, Meer und Pasta – bella Italia

Dem Herbst noch ein bisschen entfliehen – das war unser Gedanke bei der Buchung unserer diesjährigen Mädelsreise nach Bari, der Hauptstadt der Region Apulien in Süditalien. Und tatsächlich … als ich am frühen Morgen unseres Abreisetages auf den Zug wartete, der mich zum Flughafen Zürich bringen sollte, war es kühl und ein Hauch Herbst lag bereits in der Luft. 

Da wir jeweils schon Monate vorher buchen, wussten wir auch dieses Mal nicht mehr, wie wir eigentlich auf Bari gekommen sind. Wer immer von uns beiden die Idee auch hatte, sie war phantastisch – die Reise wurde zu einem unserer schönsten Kurztrips. 

Wenn ich Freunden von unserem Reiseziel erzählte, fiel die Reaktion immer eher zurückhaltend aus. Offenbar war die häufigste Meinung, dass in Bari die Kreuzfahrttouristen aus ihren schwimmenden Hotels geworfen werden, ein paar Stunden hinter fähnchenschwenkenden Reiseführern her tappen und anschliessend mehr oder weniger vollzählig wieder eingesammelt werden. 

Vielleicht lag es an der Jahreszeit (Anfang September), aber wir haben Bari nie überfüllt oder überlaufen erlebt. Ganz im Gegenteil, ich habe selten so ein charmantes und völlig authentisches Städtchen erlebt, was an italienischem Flair kaum zu überbieten war.

Aber ich greife vor … zuerst mussten wir ja hinkommen smiley.

Im Flughafenbahnhof traf ich meine Freundin, die mit dem Zug aus Schaffhausen ein paar Minuten früher angekommen war. Wir konnten direkt im Check-in 3 in der unteren Ebene unsere Koffer aufgeben. Dann ging es nach oben zum Sicherheitscheck. Hier sind wir nur so durchgeflutscht, das hab ich im Flughafen Zürich noch gar nie erlebt. Hingelaufen, Tasche auf’s Band, durchgelaufen – fertig. Dieses Mal musste ich mich nicht mal halb ausziehen, ausnahmsweise piepste auch nichts und die ganze Übung dauerte keine 3 Minuten.

Unser Flug hatte Verspätung, was sicher nicht an unserer jungen Kapitänin (sie stellte sich später selbst so vor) lag, die von meiner Freundin erstmal skeptisch beäugt wurde. Die Wartezeit gab uns Gelegenheit, unser obligatorisches jetzt-geht’s-los-Cüppli zu trinken und wir verpennten diesmal auch nicht das Boarding, so dass nicht wieder der ganze Flieger auf uns warten musste. 

Frau Kapitänin brachte uns sicher nach Bari. Im Vorfeld hatte ich herausgefunden, dass uns Bus Nr. 16 vom Flughafen in die Stadt bringen würde. Unsere Haltestelle war die Via Piccinni, von hier aus waren es angeblich noch 10 Minuten zu Fuss zu unserer Unterkunft. 

An der Bushaltestelle lernten wir einen älteren Kapitän kennen. Diesmal den eines Frachtschiffes, der die letzten 5 Monate über die Weltmeere geschippert war und nun den Heimaturlaub in seinem Geburtsort Bari verbrachte. Er versprach, uns kurz vor der richtigen Haltestelle Bescheid zu sagen. Die Busfahrt kostete nur 1,50 Euro, einschliesslich dem Gemiefe, das uns empfing. Irgendwann ruderte unser Kapitän (Typ überfütterter Basset, von dem meine Freundin tatsächlich behauptete, er hätte mich angeflirtet) aufgeregt mit den Armen und bedeutete uns, auszusteigen. Wir fragten .. Via Piccinni? Nix Via Piccinni, der Fahrer hätte die Route geändert. Ach so funktioniert das hier. Aber der Kapitän meinte, unsere gesuchte Strasse sei nicht weit weg. 

War sie auch nicht, aber das realisierten wir erst in den nächsten Tagen wink. Also, raus aus dem überfüllten Bus und erstmal ziemlich planlos auf der Strasse gestanden. Wir haben mit unseren Koffern ein paar überflüssige Runden auf holperigem Kopfsteinpflaster gedreht, uns durchgefragt und standen endlich vor dem wunderbaren Labyrinth der Altstadt Bari Vecchia. Hier fing es an, unser la Dolce Vita. 

Jetzt mussten wir nur noch unsere Unterkunft finden. Was in den engen, verträumten Gassen nicht so einfach war. Es war heiss. Wir landeten auf dem Platz der Kathedrale San Sabino.

Unser B&B hatten wir zwar immer noch nicht gefunden, dafür aber etwas anderes. Eine italienische Bar. Wir waren der Meinung, dass eine Erfrischung in Form eines Aperol Spritz auf der schattigen Terrasse durchaus dazu beitragen würde, die Suche nach unserem Hotel erfolgreich abzuschliessen. Ich sprach zwar kein Italienisch (… zumindest zu diesem Zeitpunkt noch nicht), konnte den netten Wirt der Bar aber doch überzeugen, uns den Weg zum Hotel zu erklären. Was wir nicht wussten … wir sassen fast neben der Haustür smiley.

Noch ein letztes Mal das Geruckel und Geratter unserer Koffer auf dem Kopfsteinpflaster und dann standen wir endlich vor dem B&B Dei Cardinale in der Strada San Giacomo.

Die Strada San Giacomo ist ein schmales Gässchen und an der Hausnummer 14 wären wir fast vorbei gelaufen. Aber nun klingelten wir erwartungsvoll und waren gespannt, was uns in diesem B&B – unserem ersten – wohl erwarten würde. Für den Anfang mal … gar nichts. Es war nämlich niemand da. Wir schauten uns etwas ratlos an. Gott sei Dank hatte ich die Telefonnummer unseres Gastgebers gespeichert und dieser, nämlich Michele, nahm auch sofort ab. In bester Laune und einem charmanten Mischmasch aus Italienisch, Deutsch und Englisch kündigte er sein Kommen in höchstens 10 Minuten an. 

Schon kurze Zeit später knatterte irgendein fahrbares Teil um die Ecke und ein strahlender Michele begrüsste uns überaus freundlich. Kleiner Tipp am Rande: falls ihr mal das Cardinale bucht, am besten eure Ankunftszeit mitteilen, dann ist Michele auch garantiert vor Ort.

Sichtlich stolz schloss er die mehrfach verriegelte Tür auf und liess uns in das wohltuend kühle Haus eintreten. Wow! Das schmale Hotel mit nur 2 Zimmern im ersten und zweiten Stock ist liebevoll restauriert. Alte, sehenswerte Fliesen oder z.B. Decken und Mauern wurden teilweise erhalten. Trotzdem hat das Haus jeden modernen Komfort. Im Eingangsbereich im Parterre befand sich eine Küchenzeile und die Frühstücksecke. Links ging eine sehr steile Treppe in den ersten Stock, wo sich unser Zimmer befand. Eigentlich hatte sogar jede von uns ihr „eigenes Zimmer“. Nachdem man eingetreten war, hatte man die Badezimmertüre vor sich und jeweils links und rechts einen separaten Schlafraum.

Ganz oben im Haus befand sich eine Dachterrasse, wo wir an unserem ersten Tag in Bari nach dem Abendessen noch ein Glas Rotwein genossen.

Am nächsten Tag waren wir sehr gespannt auf das Frühstück, das von Michele zubereitet wurde. Er wohnte nicht im gleichen Haus und die Gäste des zweiten Zimmers hatten wir auch noch nicht gesehen. Als wir die steile Treppe hinabstiegen, hörten wir ihn schon eifrig hantieren. Der Tisch war liebevoll gedeckt und es fehlte an nichts. Frische Brötchen und natürlich ‚dolce‘, Käse, italienischer Schinken, Gemüsestängelchen, Obst und Eier. Michele tischte jeden Tag auf, als müsste er eine 4-köpfige Familie ernähren. Leider mussten wir ihn ein bisschen enttäuschen … diese Mengen schafften wir einfach nicht. Wir kamen aber nicht umhin, das täglich Frischgebackene (.. von Mamma ?) wenigstens zu probieren oder als Tagesproviant mitzunehmen.

Bari bietet neben seiner schönen Altstadt natürlich auch moderne Einkaufsmöglichkeiten und zwar in der Via Sparano, der eleganten Flaniermeile Baris mit vielen italienischen Marken. Die Fussgängerzone führt direkt Richtung Bahnhof.

Wir planten, dort Fahrkarten für unseren Ausflug am nächsten Tag zu kaufen. Also bummelten wir die Via Sparano entlang, gingen in diverse Geschäfte, die unserer Preiskategorie entsprachen und auch in die, die nur zum Anschauen gedacht waren, denn für Lederwaren in der Hermes Boutique hätten wir noch ein bisschen sparen müssen wink . Draussen sitzen, Espresso geniessen, herrlich. Einfach .. Italien. 

Der Beamte am Schalter der Bahnhofsinformation telefonierte. Und telefonierte .. Er quatschte dem Teufel ein Ohr ab, entschied sich aber schlussendlich doch dafür – den Telefonhörer ans Ohr gepresst – uns unser Billett nach Polignano a Mare für den nächsten Tag zu verkaufen. 

Nun wollten wir das Meer sehen. Der Weg zurück führte uns durch den schönen Park der Aldo-Moro-Universität.

Weiter durch die bunten Gassen der Altstadt, in denen die Türen zu den kleinen Häusern nur mit Tüchern verhängt sind, um vor neugierigen Blicken zu schützen. Und endlich das Meer. Was uns hier als erstes begrüsste, war der Turm an der Strandpromenade mit seiner drehbaren oberen Plattform. Von oben hatte man sicherlich einen herrlichen Ausblick, aber wir wollten weiter und beschlossen, dies ein anderes Mal zu geniessen. 

Unser Spaziergang führte uns an der Promenade entlang zum alten Fischerhafen, wo gerade der letzte Fang verkauft wurde.

Von Weitem sahen wir dieses schöne Gebäude mit einer wundervollen Terrasse davor, direkt am Meer. Erst später realisierten wir, dass dies das berühmte Teatro Petruzzelli a Bari war …

Die Sonnenschirme sahen einladend aus und wir fanden, dies sei der absolut perfekte Ort, um im Schatten etwas zu trinken. Das Gebäude befand sich hinter einer hohen Hecke mit Tor. Ein freundlicher Gast trat heraus und hielt es uns auf. Ein paar Stufen hinunter und die schicke Terrasse war in Sichtweite. Niemand da ausser uns? Doch. Ein sehr elegant gekleideter Herr trat uns entgegen, musterte uns und fragte in leicht herablassendem Ton auf englisch, ob wir Mitglied dieses Clubs wären. Wahrscheinlich sahen wir nicht so aus, denn er komplimentierte uns freundlich, aber bestimmt nach draussen. 

Wir konnten ein Kichern nicht unterdrücken. Aber nun gut, irgendwo würden wir schon etwas zu trinken finden. Weiter ging es ein Stück auf der alten Stadtmauer entlang, wo wir einen idyllischen Blick auf die Altstadt auf der einen Seite und auf das Meer und den Hafen auf der anderen Seite hatten. 

Die bedeutende Basilica San Nicola mitten in der Altstadt war unser nächstes Ziel. Die Kirche aus dem 11. Jahrhundert ist auch heute noch ein wichtiger Ort für römisch-katholische und orthodoxe Pilger.

Die Krypta wird von 26 Säulen getragen, ist mit Mosaikboden verziert und besonders sehenswert.

Aber etwas ganz anderes hat uns in der Basicila am meisten beeindruckt. Wir waren schon wieder auf dem Weg nach draussen, als wir von irgendwo her Musik hörten. Vielleicht ein Tonband mit kirchlichem Gesang? Dann sahen wir ein paar schwarzgekleidete Frauen vor einem Nebenraum in der Kirche stehen, wo verschiedene Reliquien aufbewahrt wurden. Sie waren es, die sangen. Und so etwas Wunderschönes, unbeschreiblich Berührendes, habe ich noch nie gehört. Ich kann es nicht mit Worten erklären und bekomme heute noch eine Gänsehaut, wenn ich nur daran denke. Es waren gregorianische alte Gesänge. 

Weiter ging es zum Castello Svevo, welches ganz in der Nähe unseres Hotels am Rande der Altstadt lag. Wir fanden die Burg, die zu unserem Reisezeitpunkt mehrere Ausstellungen beherbergte, zwar sehenswert, aber jetzt doch nicht sooo spektakulär.

Noch einmal an diesem Tag erkundeten wir die Altstadt und hatten das Gefühl, dass die Zeit in diesen verträumten Gässchen stehen geblieben ist. Es herrschte reges Treiben und die Plätze unter den Sonnenschirmen der Restaurants füllten sich langsam. Auch wir liessen uns kulinarisch verwöhnen … was auch sonst … Italien halt. 

Der Abend endete mit einem Glas Wein auf unserer Dachterrasse. Das Leben in den Gassen ist laut und lebendig und auch in unserem Nachbarhaus sass die ganze Familie auf der Strasse und liess es sich gut gehen. 

Auch am nächsten Tag strahlte die Septembersonne vom Himmel und wir machten uns zeitig auf den Weg zum Bahnhof. Die meisten Geschäfte in der Fussgängerzone waren noch geschlossen, die Bars für ein italienisches Frühstück aber schon recht gut gefüllt. Die Bahnfahrt von Bari Centrale zu unserem heutigen Ziel, Polignano a Mare, dauerte ca. 25 Minuten. Polignano ist ein romantischer Ort an der Adria mit schroffen Klippen und vielen Höhlen. Auch wenn das Städtchen wesentlich touristischer ist als Bari, lohnt sich ein Ausflug auf jeden Fall. 

Die Gässchen sind voller kleiner Geschäfte, bunt dekoriert, liebenswürdig und sehr lebendig. Leider hatte das berühmte Felsenrestaurant Grotta Palazzese wegen Renovierungsarbeiten geschlossen, wäre aber wahrscheinlich sowieso nicht unsere Preisklasse gewesen. Ein Menü für 2 Personen kostete dort schlappe 300 Euro. 

Sehenswert war auch der Stadtstrand von Polignano, wo sich Einheimische und Touristen im Wasser vergnügten.

Da das Internet in unserem Hotel ein wenig schwächelte (wirklich das einzige winzige Manko im Cardinale), nahmen wir die Gelegenheit in einem Cafe mit Wlan wahr, uns für unseren Rückflug am kommenden Tag einzuchecken. Das funktionierte reibungslos. 

Wir hätten uns auf dem Weg zum Bahnhof gar nicht so beeilen müssen, denn unser Zug zurück nach Bari hatte über eine Stunde Verspätung. Nicht unbedingt ein Vergnügen bei brütender Hitze auf einem überfüllten Bahnhof fast ohne Sitzgelegenheit. Auch das ist Italien smileyund wir waren froh, als der Zug doch irgendwann noch kam. Fast hatten wir den Glauben daran schon aufgegeben. 

In Bari angekommen und auf dem Weg ins Hotel lief mir doch tatsächlich noch eine wunderbare Handtasche über den Weg. Einfach so. Sie rief geradezu nimm mich mit  🙂 und ich tat ihr den Gefallen. Im Hotel angekommen, trafen wir auf Michele. Er bot uns an, uns am nächsten Morgen zum Flughafen zu fahren. Was dann folgte, war wirklich witzig. Michele – überhaupt kein Frühaufsteher – feilschte mit uns um jede Viertelstunde. Wir wollten um 7 Uhr morgens los. Er meinte, halb 8 würde auch noch reichen. Nein, 7 Uhr. Also gut, viertel nach 7. Nein, 7 Uhr. Schwer seufzend erklärte er sich einverstanden, uns um 7 Uhr abzuholen. Wir gingen Koffer packen und meine Freundin war fest davon überzeugt, dass kein Michele am nächsten Morgen am Start sein würde.

Ein letzter Bummel durch die Altstadt, zum Abendessen Bruscetta, Pasta Pesto Genovese, Tiramisu, Wein, Kaffee … also alles, was das italienverliebte Herz begehrte. Der Abend endete auf den Stufen der Cattedrale di San Sabino, ganz in der Nähe unseres Hotels. Leute beobachten. Staunen. Zum Beispiel über einen Vespafahrer, der ein Kleinkind ganz locker im Arm hielt. Spielende Kinder. Laut diskutierende Italiener auf ihren Plastikstühlen vor den Hauseingängen. Wunderbares Bari … gerne irgendwann wieder einmal.

Michele war am nächsten Morgen tatsächlich pünktlich da. Er stellte uns seinen Sohn vor, der junge Mann würde uns zum Flughafen bringen. Auf der Fahrt machte dieser uns auf viele Dinge aufmerksam, erklärte Gebäude und Parks. Für die kleine Sightseeing Tour erhielt er ein grosszügiges Trinkgeld zum bescheidenen Fahrpreis und er strahlte wie die Sonne am Himmel.

Der Flughafen in Bari ist nicht sonderlich sehenswert. Es lohnt sich also nicht, allzu früh dort zu sein.

Die nächste Reise nach Italien ist nicht mehr fern, Sardinien ist das Ziel.

Also bis dann, a presto e arrivederci,
eure Sue

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