Danzig, Polen

Mai 2017

Perle der Ostsee

Mit schöner Regelmässigkeit stellt sich jedes Jahr die gleiche Frage – wohin auf unserem Mädelstrip. Diesmal fiel die Wahl auf Danzig. Mit gleicher Regelmässigkeit weiss später niemand mehr, wer auf den Gedanken gekommen ist, Freundin oder ich.

An einem wunderbaren, fast sommerlichen Tag Ende Mai brachte uns die KLM nach Danzig. Ganz so easy war die Fliegerei allerdings nicht, mussten wir doch über Amsterdam fliegen. Was auch nicht tragisch gewesen wäre, hätte die KLM in Zürich nicht dermassen Verspätung gehabt, dass wir den Anschluss in Amsterdam gerade noch rennend erreichten. Als wir in Danzig landeten, waren wir leicht tiefgefroren, da die Klimaanlage im Flugzeug so kalt eingestellt war, dass man sich fragte, ob nicht doch Sibirien das Ziel war.

Ein Taxi brachte uns in kurzer Zeit in unser Hotel, das Hanza, direkt am Ufer der Mottlau und nur ein paar Minuten entfernt zu den Sehenswürdigkeiten in der Altstadt. Ein ruhiges Hotel mit grossen Zimmern und sehr gutem Restaurant.

Unser erster Ausflug galt – der netten Hotelbar im Freien, um unsere weiteren Pläne zu besprechen.

Von hier aus hatte man einen schönen Blick auf die Baltische Philharmonie auf der Bleihofinsel.

Das Wetter war schön, die Sonne strahlte vom Himmel, aber es ging ein sehr kalter Wind, der uns auch in den nächsten Tagen begleiten sollte. Das wusste man allerdings vorher, immerhin liegt die „Perle der Ostsee“ eben an der Ostsee und nicht in der Karibik. Was mir angesichts der kühlen Temperaturen nicht unangenehm gewesen wäre.

Nach einer kleinen flüssigen Stärkung schlenderten wir an diesem Nachmittag Richtung Langgasse, nur ein paar hundert Meter weit entfernt von unserem Hotel. Die Langgasse ist wohl die bei Touristen beliebteste Strasse in der Rechtsstadt von Danzig. Eine Fussgängerzone mit unzähligen Restaurants, Cafes und Schmuckläden. Wobei diese manchmal auch nur aus einem kleinen Bretterstand mit Kasse bestanden. Bernstein, so weit das Auge reichte.

Im Cafe Ferber wurde gerade ein Platz auf der Terrasse frei und wir nahmen hier einen feinen Cappuccino. Die Sonnenstrahlen wärmten uns und weiter ging es zu den Danziger Markthallen, den Hala Targowa. Das historische Gebäude ist dreistöckig, liegt mitten im Zentrum und beherbergt eine Menge kleiner Läden. Zara & Co. sucht man aber vergeblich, es wird vorwiegend einheimische Mode angeboten. Hier habe ich ein tolles Segler-Sweatshirt erstanden und erst noch sehr günstig. Und … ich bin daheim sicher die Einzige mit diesem Shirt Der schönste Teil der Hallen liegt aber im Untergeschoss, polnische Spezialitäten, liebevoll präsentiert.

Das Abendessen an diesem Tag nahmen wir im Hotel ein. Und es war hervorragend. Zu meiner grossen Freude wurde ein Amarone-Wein angeboten, mein Lieblingswein. Hier war die Enttäuschung allerdings gross … ein Horror-Wein zu einem ebensolchen Preis. Sehr Schade.

Der Wind hatte nachgelassen und so machten wir noch einen Spaziergang zum Schiffsanleger, um zu schauen, wie die Öffnungszeiten waren, um am nächsten Tag die Karten für unsere Schiffstour zu kaufen.

Auch der folgende Tag brachte uns Sonnenschein. Der Morgen war noch ohne Wind und so konnten wir wunderbar draussen frühstücken. Später besorgten wir uns die Schiffskarten für unsere Tour nach Sopot, dem beliebten Kur- und Badeort an der Ostsee. Wir starteten kurz nach 11:00h in Danzig. Am Anleger bewunderten wir ein „Piratenschiff“, auf dem die Touristen eine halbstündige Tour durch den Danziger Hafen unternehmen konnten.

Überhaupt … der Danziger Hafen ist wesentlich grösser, als ich mir vorgestellt hatte und sehr eindrücklich. Ich habe nicht auf die Uhr geschaut, aber wir fuhren sicher 20 Minuten, bis wir das offene Meer erreicht hatten. 

Wir fuhren vorbei an der Halbinsel Westerplatte, die zwischen dem Hafenkanal und der Ostsee liegt. Hier lief Ende August 1939 das Linienschiff Schleswig-Holstein in den Danziger Hafenkanal ein, angeblich zu Besuchs- und Schulungszwecken. Der eigentliche Zweck war jedoch der Beschuss des polnischen Munitionslagers auf der Westerplatte, der am 1. September 1939 erfolgte und als Beginn des Zweiten Weltkriegs gilt. Das Denkmal zu Ehren der polnischen Verteidiger ist weithin sichtbar.

Nach einer gut einstündigen Fahrt legte unser Schiff in Sopot an. Die Mole mit mehr als 500 m Länge gilt als eine der Hauptattraktionen von Sopot, ist sie doch eine der längsten Stege in Europa. Na ja … man möge mir verzeihen … aber mehr war da auch nicht. Aber der Blick auf den Strand und den Badeort Sopot war wunderschön.

Sopot ist ein gemütliches, kleines Städtchen mit schönen Bauten, jeder Menge Restaurants und sehenswerten Geschäften. Gleich hinter der Mole begann allerdings erstmal die Bernsteinmeile. Für meine Begriffe konnte man in den Auslagen der Stände überall das Gleiche bestaunen. Ich erstand für Enkelmaus einen kleinen Anhänger in Form einer Bernsteinkatze und war sicher, dass es ihr egal war, ob die Mieze nun Kitsch oder kostbar war.

Der Nachmittag verging viel zu schnell und schon mussten wir wieder den Heimweg antreten. In Danzig war uns auf dem Weg zum Schiffsanleger ein italienisches Restaurant aufgefallen. Die Fenster waren geöffnet und wir konnten einen Blick in den gemütlichen Innenraum werfen. Auch die draussen ausliegende Speisekarte überzeugte, so dass wir beschlossen, hier auf dem Rückweg von Sopot einen Tisch für das Abendessen zu buchen. Die Aussicht, hier einen besseren Amarone zu bekommen, tat ihr übriges.

Gesagt, getan. Nach unserer Rückkehr in Danzig und bereits in Vorfreude auf unseren italienischen Abend betraten wir das noch leere Restaurant. Und gingen frustriert wieder hinaus. Sie waren für diesen und die nächsten Abende komplett ausgebucht. Erst im Nachhinein erfuhren wir, dass dies der beste Italiener Danzig’s sein soll. Hätten wir echt gern getestet …

Italienisch wurde unser Abend dann aber doch noch. Bei einem Bummel durch die Frauengasse, die Mariacka, wurden wir auf ein Restaurant mit gemütlicher Terrasse aufmerksam. Die auf den Sitzgelegenheiten verteilten Kuscheldecken machten das Abendessen draussen möglich. Die bestellten Nudelgerichte waren hervorragend und wir waren wieder mit dem Leben versöhnt. Eine Tatsache ist schade – und sie trifft auf alle in diesen Tagen besuchten Restaurants zu. Auf den Speisekarten waren jeweils wunderbare Weine aufgeführt, allerdings erhielt man diese grundsätzlich nur in Flaschen. Wollte man nur ein oder zwei Gläschen trinken, musste man mit dem Hauswein vorlieb nehmen und der war absolut nicht geniessbar.

Nach einem ausgiebigen Frühstück – die Präsentation liess im Hotel Hanza keine Wünsche offen – gehörte der Rest des folgenden Tages der Galeria Baltycka, einem dreistöckigen, modernen Einkaufstempel mit ca. 200 Geschäften und Restaurants. Hier sind internationale Marken, aber auch schöne polnische Geschäfte vertreten. Zu erreichen ist das Zentrum sehr gut mit der Strassenbahn.

Am Vorabend wollten wir uns an der Hotelrezeption erkundigen, wie man am besten in die Galeria Baltycka kommt. Die lapidare Antwort von der diensthabenden Dame „mit der Bahn“. Aha. Das war’s. Wir hatten bereits schon einmal die Erfahrung gemacht, dass die Dame nicht sehr gesprächig ist und beschlossen, unser Glück am nächsten Morgen nochmals zu versuchen in der Hoffnung, dass der Kollege Dienst hat. Ein freundlicher, junger Mann, dem es sichtlich Spass machte, behilflich zu sein. Er erklärte uns anhand einer Karte genau, wo sich die Tram-Station befindet, in welche Richtung wir fahren müssen und an welcher Haltestelle wir aussteigen müssen. Na also, geht doch … 5 Sternchen :-).

Kleine Anmerkung noch: wer meint (und ich gehörte auch dazu … warum auch immer), mit Deutsch kann man sich in Danzig gut verständigen, der irrt gewaltig. Die Bewohner können oder wollen nicht deutsch sprechen. Das ist OK und soll nicht als Wertung verstanden werden. Ich sage es nur deshalb, weil in der Heimat offenbar jedermann der Meinung war, die deutsche Sprache sei in Danzig gang und gäbe. Aber mit Englisch kommt man hervorragend weiter, das spricht fast jeder.

Am kommenden Vormittag – nach exzellentem Frühstück und Kofferpacken – reichte die Zeit noch für einen gemütlichen Abschiedsprosecco auf der Terrasse des Hanza, bevor uns das Taxi zum Flughafen brachte. Auch auf dem Rückflug ging es über Amsterdam und auch auf dem Rückflug hatte die KLM so massiv Verspätung, dass wir den Flug nach Zürich gerade noch erwischten. Eine stressfreie Fliegerei ist mir lieber. Nochmals KLM bleibt zu überlegen.

Der Städtetrip nach Danzig war ‚mal was Anderes‘. Vor allem die geschichtliche Vergangenheit ist sehr beeindruckend. Allerdings überzeugte mich die polnische Metropole jetzt nicht so, dass ich sie unbedingt nochmals besuchen müsste. Das liegt keinesfalls an der Stadt oder an der Umgebung, die sehr schön ist. Sondern eher an den Bewohnern. Wir haben desöfteren eher unfreundliche und desinteressierte Menschen erlebt, mit denen man kaum in ein Gespräch kam.

Das nächste Mal lieber wieder etwas charmanteres, zum Beispiel Bella Italia.

Bis dahin … gute Zeit und bis hoffentlich bald wieder,

Eure Sue

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