Mai 2015
Vielleicht nur etwas für Fussballfans?
Eigentlich fing alles schon vor ein paar Jahren an. Ich wünschte mir schon seit Ewigkeiten, einmal ein Spiel des BVB im Signal-Iduna-Park in Dortmund zu sehen. Die Atmosphäre dort stellte ich mir einmalig vor. Das musste man als begeisterter Bundesliga-Sofasportler mit Schwerpunkt Borussia Dortmund doch einfach mal erlebt haben. Und wenn ich Jürgen Klopp noch als Trainer erleben wollte, musste es jetzt sein. Bester Ehemann der Welt musste auch nicht lange überredet werden.
Die Frage war nur, gab es für das letzte Spiel der Saison gegen Werder Bremen noch Karten? Die Antwort ist: es gibt grundsätzlich für jedes Spiel noch Karten … fragt sich nur, welchen Preis man bereit ist, zu zahlen. Also durchforstete ich zuerst die diversen Ticketportale. Bei einem davon waren offenbar nach oben keine Grenzen gesetzt und ich dachte, dann doch lieber Couch und Popcorn. Die spinnen ja …
Bei einem anderen Ticketportal kam ich zu dem Schluss, dass die Tickets zwar teuer, aber zahlbar waren. Ausserdem muss man sich auch ab und zu etwas gönnen … wenn schon die Winterferien in der Sonne grippebedingt gecancelt werden mussten … Die Tickets auf den unteren Rängen fand ich auch hier zu teuer, aber zwei Plätze auf den oberen Rängen leisteten wir uns und bestellten die Karten.

Erst eine ganze Zeit später las ich zufällig in verschiedenen Bewertungen ziemlich schlechte Kritiken über das besagte Ticketportal. Zum Beispiel, dass Karten gar nicht oder verspätet ankamen oder im schlimmsten Fall sogar ein fake waren. Von da an habe ich nicht mehr so gut geschlafen. Aber, um es vorweg zu nehmen … die begehrten Tickets kamen eine Woche vor dem Spiel an und waren erst noch echt.
Das Spiel war Ende Mai und der Termin rückte immer näher. Der unbefristete Streik der Bahn allerdings auch. Wie sollten wir dann wohl von Düsseldorf nach Dortmund kommen? Aber wir hatten Glück, der Streik war pünktlich zum besagten Wochenende beendet und wir konnten beruhigt in Zürich in unseren Flieger steigen.


Beim Landeanflug in Düsseldorf empfing uns schönstes Wetter. Ausnahmsweise waren wir den verschiedenen Wetterberichten mal dankbar, dass ihre Prognose der vergangenen Tage nicht zutraf. Da ich mich schon vorher schlau gemacht hatte, war es relativ einfach, mit öffentlichen Verkehrsmitteln in die Innenstadt zu gelangen. Am Flughafen in die S11 bis Hauptbahnhof, von dort mit der U79 bis zur Kö.
Das Hotel InterContinental war von der U-Bahn-Station nur wenige Meter entfernt. Fragte sich nur, in welche Richtung. Rechts … links … ? Manchmal sieht man den Wald vor lauter Bäumen nicht, wir standen fast davor. Das InterConti war zwar ein ziemlich grosser Kasten, aber trotzdem nicht ungemütlich.


Das Zimmer hatte alles, was man brauchte einschliesslich einer Kaffeemaschine und überraschte uns mit einem separaten Schrank-/Ankleideraum und das sogar mit Fenster. Bad und Dusche waren gross und mit verschieden hellen Lichtquellen ausgestattet, was ich sehr angenehm fand.




Kaum ausgepackt, machten wir uns an diesem Freitag zu unserem ersten Kö-Bummel auf. Bei Kaffee und Kuchen beobachteten wir in einem der zahlreichen Cafés die Menschen, die an uns vorbeischlenderten. Was den Kuchen angeht … schmeckte nach Coppenrath&Wiese … und selbst die haben schon Besseres fabriziert.
Der Tag wurde immer wärmer und die Jacke war bald überflüssig. Wir schlenderten gemütlich durch die Altstadt, wo fleissig gewerkelt wurde für ein bevorstehendes Jazz-Festival und weiter Richtung Rheinufer zu den Kasematten. Die wunderbare Rheinuferpromenade bietet schon fast mediterranes Flair. Cafés, Bars und Restaurants reihen sich aneinander und man hat einen schönen Ausblick auf die Oberkassler Skyline. Wenn man irgendwo rheinische Lebensfreude erfahren kann, dann hier.


Und der Aperitif am späten Nachmittag durfe natürlich nicht fehlen. Dieses Getränk war mir allerdings lieber als jenes, dass in der Altstadt angepriesen wurde. Es hiess … Froschkotze .
Den Abend beendeten wir in einem Restaurant auf der Kö. Als die Sonne weg war, wurde es doch rasch kühler, aber mit den wärmenden Heizstrahlern konnte man es gut aushalten. Wir waren in einem überraschend flexiblen Steak-Lokal gelandet. Überraschend deshalb, weil wir uns nur für mehrere leckere Beilagen entschieden, die wir auch anstandslos serviert bekamen. Das Restaurant war übrigens das Maredo.
Der nächste Tag, der lang erwartete Samstag, begann mit einem opulenten Frühstück. Und zwar nicht im eigentlichen Frühstücksrestaurant, sondern im Lobby Café.

Wir fanden es jetzt nicht unbedingt nötig, im Frühstücksrestaurant pro Person schlappe 30 Euro zu bezahlen; im Prinzip für 4 Brötchen und Kaffee. Im Lobby Café zu frühstücken, war aber auch kein Problem. Also bestellten wir 2 mal Frühstück für 17 Euro pro Person. Oha! Verschiedenste Brötchen, Wurst und Käse, Marmeladen, Süssigkeiten und eine Eierspeise. Das Einzige, was nicht dabei war, war die Körnerpickervariante, aber das vermissten wir auch nicht wirklich. Der Tisch bog sich und kein Mensch konnte das alles essen. Was lernten wir daraus? Am nächsten Morgen nur noch 1 Frühstück … und nicht mal das schafften wir ganz.
Wir hatten noch Zeit, bis unser ICE nach Dortmund fuhr, also machten wir noch einen Spaziergang in die Stadt. In kürzester Zeit kann man soviel entdecken…

Den Markt …
schöne Plätze in der Stadt …


die Düssel …
und natürlich nicht zu vergessen … Schuhe und was Nettes für die Enkelmaus. Also, ich fand uns sehr effizient.
Und dann ging es los und ich fieberte dem Ereignis entgegen, auf das ich mich schon so lange freute. Der ICE brachte uns in einer Stunde von Düsseldorf nach Dortmund. Und hier begann diese kribbelnde, ganz spezielle Atmosphäre. Der Vorplatz des Dortmunder Hauptbahnhofs war bereits gut gefüllt mit Fans und auch einigen Gestalten, denen ich lieber nicht im Dunkeln begegnen würde.

Dann ging es weiter mit der S-Bahn in den Signal-Iduna-Park. Das heisst, zuerst einmal musste man sich auf den Bahnsteig schieben (oder sich schieben lassen) und anschliessend versuchen, sich irgendwie in den dermassen überfüllten Zug zu quetschen, dessen Türen bereits nicht mehr zu schliessen waren. Ein Meer in schwarz-gelb mit vereinzelten grünen Tupfen dazwischen. Friedliche Fangesänge und gutmütige Spötteleien.
Tatsache war, dass wir mit diesem Zug nicht mehr mit kamen, er war total überfüllt und fuhr los. Also verschoben wir uns mit der restlichen Menschenmasse auf einen anderen Bahnsteig und quetschten uns in den ebenfalls schon vollen bereit stehenden Zug. Ich kam mir vor wie in einer Sardinenbüchse, zwischen die Menschen passte kein Blatt Papier mehr. Ein junger Mann – war er nicht sogar ein Bremen Fan? – wollte für mich aufstehen. Meine Freundin sagte mal, wenn dir das passiert, wirst du langsam alt.
Wie auch immer … ich habe das alles von der ersten bis zur letzten Minute genossen. Angekommen in der Station Signal-Iduna-Park konnte man den Weg ins Stadion nicht verpassen. Man musste sich nur mit der schwarz-gelben Welle mitspülen lassen. Und natürlich konnte ich es nicht lassen – wirklich nicht und unter keinen Umständen!! – mir einen BVB Schal zu kaufen. Der mich zuerst einmal als Fan auswies ;-), sich später aber als durchaus nützlich erwies angesichts der sinkenden Temperaturen.
Hab ich ja gesagt, dass der Bericht vielleicht nur was für Fussballfans ist …
Dann sahen wir das Riesenstadion vor uns. Eigentlich ging es für die Menschenmasse relativ zügig voran. Durch die Sicherheitskontrollen – Handtasche zeigen, abtasten. Dann kamen die Automaten, in welche man das Ticket schieben musste … schwitzschwitz … alles in Ordnung, Tickets waren OK.
Das Stadion war schon gut gefüllt. Wir fanden schnell unseren Block und machten uns die steile Treppe hinauf zu unseren Plätzen. Ich habe die Stufen nicht gezählt, aber es waren viele, sehr viele. Jedenfalls wusste ich zu diesem Zeitpunkt schon, das ich in der Halbzeit dort nicht hinunter gehen würde, um etwas zu trinken zu holen. Ob wir von dort oben überhaupt etwas sehen würden?
Meine Befürchtungen waren unnötig, wir haben sehr gut gesehen. Und da war sie, die berühmte Südkurve, die schwarz-gelbe Wand.




Das war schon sehr beeindruckend und ein echtes Erlebnis. Dann erfolgte die sehr emotionale Verabschiedung von Sebastian Kehl und der Dank an Jürgen Klopp.


Und dann, wenn die schwarz-gelbe Wand und der Rest der über 80’000 Zuschauer anfängt zu singen … ja, dann bekommt jeder Gänsehaut, ob er will oder nicht. You never walk alone …
Das Spiel wurde von Dortmund zwar gewonnen, aber ich hätte nichts dagegen, wenn sie in der nächsten Saison von der spielerischen Qualität her noch zulegen würden.
Wir verliessen das Stadion ein paar Minuten früher und haben es geschafft, der Menschenmasse zu entgehen und ohne grosses Gedrängel den Zug zurück nach Düsseldorf zu erwischen. Beim Abendessen auf der Kö liessen wir den Tag nochmal an uns vorüberziehen. Am nächsten Tag, Sonntag, ging unser Flug um die Mittagszeit heim nach Switzerland und da es das Pfingstwochenende war, freuten wir uns, noch einen Tag frei zu haben.
Dieser Wochenendtrip war ein grosses Erlebnis und ganz viel …

Herzlich,
Eure Sue
(nächstes Mal wieder normal…)