Dezember 2019
Stadt zwischen Tradition und Moderne
Eine Reise nach Südafrika war schon seit langer Zeit mein Traum. Und bester Ehemann der Welt? Nun … SEIN Traum war das jedenfalls nicht, irgendwie kann er mit diesem Land nicht soviel anfangen. Was auch o.k. ist. Auch in meinen Urlaubsvorstellungen gibt es Länder, die zu bereisen mich gar nicht reizen. Bei einem Gespräch mit meiner Freundin stellte sich heraus, dass auch sie neugierig auf Südafrika war. Und damit fing unsere Planung an, die mein Mann voll unterstützte. Unserer Urlaubswoche stand also nichts mehr im Weg … Afrika, wir kommen.
Ganz so schnell ging es dann aber doch nicht. Wir haben unheimlich viel gelesen und Informationen gesammelt, was man in dieser Woche alles unternehmen könnte. Natürlich wollten wir Kapstadt und Umgebung anschauen und ein bisschen ‚Tiere gucken‘ durfte auch nicht fehlen. Vielleicht wäre es besser gewesen, im Internet nicht so viel über Kapstadt zu lesen. Hier wird immer wieder und in jedem Artikel auf die hohe Kriminalitätsrate hingewiesen. Diese ist sicherlich vorhanden, aber davon darf man sich nicht bange machen lassen. Wir haben uns nie unwohl gefühlt oder eine Situation erlebt, die wir als bedrohlich empfunden hätten. Beherrscht man ein paar Regeln, die für jede Grossstadt gelten, hat man auch in Kapstadt keine Probleme.
Ein Freund meines Mannes hat Kapstadt schon mehrmals bereist und wir haben wertvolle Tipps erhalten, die wir auch in die Tat umgesetzt haben. Gerade bei so einem kurzen Aufenthalt muss man sich schon gut überlegen, wie man die Tage sinnvoll gestaltet. Zum Beispiel haben wir auf seine Empfehlung hin eine Peninsula Full Day Tour und eine Halbtagestour in die Winelands bei der Agentur ‚African Eagle‘ gebucht. Das war eine richtig gute Entscheidung, doch davon später mehr.
An einem stürmischen und regnerischen Freitagnachmittag Ende November starteten wir mit dem Zug Richtung Zürich Flughafen. Wir waren ziemlich früh dran, doch nur mit diesem Zug mussten wir nicht umsteigen und unser Gepäck von einem Bahnsteig auf den anderen schleppen. Am Flughafen angekommen, hatten wir Glück … wir konnten direkt im Check-in 3 einchecken. Dank bereits vorhandener Boarding-Pässe und Koffer-Etiketten war die ganze Übung in ein paar Minuten erledigt, ohne Warteschlange und langes Anstehen.
Die Zeit bis zum Abflug um 18:30 Uhr nutzten wir für letzte Einkäufe im Duty Free, einen feinen Prosecco und Oliven, die wahrscheinlich soeben für uns eingeflogen wurden. Dem Preis nach zu urteilen kann es nicht anders gewesen sein …

Der anschliessende Nachtflug war weniger unangenehm als andere. Warum auch immer. Ich fand, die Zeit ging relativ schnell vorbei. Ein halber Film .. Abendessen und ein Glas Rotwein .. der Rest vom Film, der Rest vom Rotwein, ein bisschen schlafen und schon waren wir in Kapstadt.
Schon bei der Landung freute ich mich auf laue Luft, vielleicht schon wärmende Sonnenstrahlen. Unser Gepäck hatten wir sehr schnell und anschliessend machten wir uns auf die Suche nach unserem Driver, den wir vorab über unser Hotel, das Park Inn by Radisson, gebucht hatten. Pustekuchen. Kein Driver in Sicht. Wir warteten eine Weile und verliessen dann das Flughafengebäude. Laue Luft und wärmende Sonne? Ebenfalls Fehlanzeige. Es ging ein starker, sehr kalter Wind, der uns auch weiterhin durch die Tage in Kapstadt begleiten sollte. Aber immerhin … juchu, ein Aschenbecher in Sicht. Ja, ja, ich weiss … ich hab mein Laster immer noch nicht abgelegt. Und eigentlich .. hab ich auch nicht die Absicht.
Ein Anruf in unserem Hotel ergab – gar nichts. Man würde uns zurück rufen. Zeit für eine zweite Zigarette und dann wurde uns das Warten zu blöd, wir nahmen ein Taxi. Was übrigens in Kapstadt sehr günstig ist. Nach fünfzehn oder zwanzig Minuten waren wir im Hotel. So früh am Morgen war unser Zimmer natürlich noch nicht bezugsfertig und wir schauten uns als Erstes die Dachterrasse des Hotels an, tranken einen Kaffee und genossen den ersten – wolkenverhangenen – Blick auf den Tafelberg. Ich hatte Gelegenheit, mit dem jungen Kellner über Fussball zu debattieren (im Fernsehen wurde gerade irgendein Spiel wiederholt). Bundesliga, Premier Ligue, La Liga – Spieler, Trainer und Tabellenstände rauf und runter. Wer andere Berichte von mir gelesen hat, weiss, hier war ich doch in meinem Element. Meine Freundin meinte später, ich hätte dem jungen Mann aber mächtig Eindruck gemacht. Was mir gezeigt hat, dass man auch in meinem Alter einem jungen Mann mit irgendetwas Eindruck machen kann .


Und es war auch sehr interessant, anderen bei ihrer gefährlichen Arbeit zuzusehen.
Jedenfalls haben wir an unserem ersten Morgen erst einmal einen Spaziergang zum Hafen gemacht, der Waterfront. Hier finden sich zahlreiche Geschäfte, Restaurants, Cafes und Strassenmusiker. Zuerst machten wir einen kleinen Rundgang, bevor wir uns von einem ausserordentlich gut gelaunten Ober ein tolles Frühstück auf der Terrasse des Life Grand Cafe Waterfront servieren liessen. Und das zu einem Preis, der uns staunen liess. Den oberen Stock im Inneren des Grand kann man mieten für Events, die Einrichtung ist sehr charmant und gemütlich.



Auffällig im Grand Cafe war die ausgesprochen gute Laune und Freundlichkeit der Angestellten, die uns in Südafrika immer wieder begegnen sollte.
Gemütlich bummelten wir zurück zum Hotel. Unser Zimmer war jetzt bezugsfertig. Es war im 6. Stock mit Blick auf den Tafelberg, geräumig und sauber. Das Badezimmer war allerdings … gewöhnungsbedürftig. Es war ein in sich nicht abgeschlossener Raum mit 2 ‚Kabinen‘ nebeneinander, Dusche und WC, die Türen nach oben offen. Schon mal was von Privatsphäre gehört? Noch ein paar Worte zum Hotel: die Lage war sehr zentral in einem Geschäftsviertel, WLAN funktionierte im ganzen Hotel einwandfrei, das Frühstück war hervorragend. Eine sehr gute Empfehlung vom Freund meines Mannes. Danke dafür 🙂
Aber weiter ging es, der Tag hatte ja gerade erst angefangen …eine ausgiebige Dusche nach der langen Reise und unser Tatendrang kehrte zurück. Wir beschlossen, zum Tafelberg zu fahren. Ein Taxi war vor dem Hotel schnell gefunden. Schaute man sich den Verkehr und die Fahrweise der Autofahrer an, war ich sehr dankbar, dass wir keinen Mietwagen genommen hatten.
Bereits auf den letzten paar hundert Metern auf der Strasse zum Tafelberg stellten wir fest, dass wir nicht die Einzigen waren, die hinauf wollten. Kein Wunder, es war Samstag und auch bei den Einheimischen schien der Nationalpark sehr beliebt zu sein. Die Schlange an der Kasse war lang und der Wind bliess stürmisch und kalt, die Sonne vermochte nicht zu wärmen.



Ich war wahnsinnig froh, dass ich wenigstens einen dicken Pulli und einen Schal dabei hatte. Ich hätte mehr gebrauchen können. Endlich hatten wir unsere Tickets … auf in die nächste Warteschlange vor den Aufzügen, die uns eine Etage höher brachten, wo wir uns zu zahlreichen Menschen gesellten, die ebenfalls auf die Gondelbahn warteten. Irgendwann hatten wir es geschafft. Die Seilbahn überwand ca. 700 Höhenmeter und wir waren oben. Hatte ich erwähnt, dass unten ein kalter Wind ging? Auf dem Tafelberg war dieser noch um einiges schlimmer. Also, Tipp an zukünftige Besucher: warm anziehen oder zumindest warme Kleidung mitnehmen.
Aber der Besuch hat sich gelohnt, die Aussicht war grandios. Man sah den Lions Head, Signal Hill und den Devil’s Peak. Richtung Süden hatten wir die Kaphalbinsel zu unseren Füssen.


Was ich nicht wusste, ist, dass der Tafelberg von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt wurde und zu den sieben Weltwundern unserer Erde gehört. Yep, ich schäme mich. Ein bisschen.
Es gibt eine Menge Spazierwege, auf denen man die Vielfalt der Pflanzenwelt bewundern kann, zum Beispiel auch die Protea, die Nationalblume Südafrikas.

Nachdem wir den 360 Grad Rundumblick von den verschiedensten Stellen genossen haben, hielten wir uns – ehrlich gesagt – nicht mehr sehr lange oben auf. Es war einfach zu kalt. Mir jedenfalls. Eine der nächsten Gondeln brachte uns wieder nach unten. Es war bereits später Nachmittag und wir ein bisschen müde von der Reise. Ein Taxi, das uns zum Hotel bringen sollte, war schnell gefunden. Noch etwas relaxen und den Lieben daheim schreiben, bevor wir uns zu unserem letzten Spaziergang an diesem Tag aufmachten, nämlich zum Abendessen an die Waterfront.
Die Strassen waren belebt und nach einer Viertelstunde waren wir an der Hafenmeile. Unterwegs konnten wir noch ein in Kapstadt bekanntes Phänomen beobachten, die sogenannte ‚Tischdecke des Tafelbergs‘. Dieses Schauspiel wurde uns so erklärt: die feuchtigkeitsbeladenen Wolken steigen auf und prallen gegen den Berg. In der Höhe erreichen die Winde die Wolken. Diese ‚rollen‘ über den Berg und fallen wie ein Wasserfall auf die Stadt hinunter. Ein tolles Schauspiel.


An der Waterfront empfing uns ein buntes Treiben mit einer Mischung aus Touristen, Einheimischen, Musik und den verschiedensten Düften. Zeit also, ein Plätzchen für’s Abendessen zu suchen, das wir im ‚Quay four‘ fanden. Das Quay ist eines der ältesten Restaurants Kapstadts, der Besuch schon fast ein ‚must‘. Von hier aus den Sonnenuntergang betrachten … einfach nur phantastisch. Das Essen (Lachsfilet) war hervorragend und für unsere Verhältnisse recht günstig. Mein Wein war ein ‚Durbanville‘, seeehr empfehlenswert. Von der Terrasse aus konnte man viele Ausflugsboote beobachten, die die Touristen in fröhlicher Stimmung und mit viel Musik in den Sonnenuntergang fuhren.


Wir waren k.o. an diesem Abend und bummelten nach dem Essen zum Taxistand. Ich glaube, es war eine gute Empfehlung, in der Dunkelheit nicht zu unserem Hotel zurück zu laufen. Die Gegend war dort am Abend nicht mehr sehr belebt und eben … an ein paar Regeln sollte man sich vielleicht schon halten. Die Taxifahrer, die wir im Laufe der nächsten Tage in Kapstadt kennenlernten, waren durchweg sehr freundlich und zuvorkommend und freuten sich riesig über ein Trinkgeld. Übrigens wurden wir immer vor der Fahrt informiert, wieviel die Tour kosten würde.
Dieser Abend wurde nicht mehr lang. Noch ein letzter Blick aus unserem Zimmer auf den Tafelberg … wow! Wir waren tatsächlich in Afrika.
Den nächsten Tag, Sonntag, liessen wir ganz bewusst ruhig angehen. An diesem Morgen testeten wir erst einmal ausführlich das Frühstücksbuffet, das keinerlei Wünsche offen liess. Und – was mich strahlen liess – der Kaffee war hervorragend. Wie überall, wo wir in Kapstadt einen Kaffee, Latte Macchiato oder ähnliches probierten – selbst am kleinsten Kiosk – war der Kaffee ein kleiner Glücklichmacher für Kaffeetanten wie mich. Für den Nachmittag hatten wir eine Winetour gebucht, es waren also noch ein paar Stunden Zeit und wir beschlossen, die Long Street zu erkunden.

Die Long Street ist die älteste Strasse Kapstadts, mitten im Zentrum und mit einem sehr speziellen Charme. Man findet wunderschön renovierte Häuser im viktorianischen und georganischen Stil, wie zum Beispiel das Blue Lodge Hotel.


Aber offenbar gehört an einem Sonntagmorgen auch die Müllabfuhr zum Strassenbild.
Es gibt viele Trödel- und Antiquitätenläden, Bars, Restaurants, hippe Cafès und kleine Geschäfte. Die Long Street ist zu jeder Zeit belebt und man trifft Menschen aus der ganzen Welt. Die Einheimischen hatten sich an diesem Tag besonders schön herausgeputzt. Die fröhlichen bunten Farben machten richtig gute-Laune-Sonntag-Stimmung.
Durch Zufall entdeckten wir den Green Market Square, den wohl bekanntesten Flohmarkt Kapstadt’s. Ein Platz, umgeben von schönen alten Gebäuden, wo man vor allem Souvenirs, Textilien und Kunsthandwerk kaufen kann. Unbedingt feilschen. Die Händler erwarten das und man erhält die Ware um einiges günstiger als zum Beispiel an der Waterfront. Ich habe hier kleine Geschenke für die Enkelmäuse gekauft. Einen Rucksack mit Elefanten drauf und eine kleine afrikanische Trommel. Ist beides daheim sehr gut angekommen (na ja … die Trommel bei den Eltern nicht so gut).
Aber auch dies gibt es. Menschen, die am Rande des Green Market Square ihr Nachtlager aufschlagen oder auf den Treppen der Gebäude schlafen, inklusive richtiger Matratze.

Um 13:30 Uhr wurden wir von einem Bus der African Eagle Agentur am Hotel abgeholt für die bereits daheim gebuchte Tour in die Winelands. Der Fahrer war pünktlich da. Es gab nur ein gaaanz kurzes Palaver, ob wir die Tour tatsächlich schon daheim bezahlt hätten. Alles klar, konnte losgehen. Wir sammelten an verschiedenen Hotels noch andere Urlauber ein und waren schlussendlich zu acht. Dabei auch ein Paar aus Thailand, dessen ca. 10-jähriger Sohn seinen Unmut über die für ihn natürlich nicht sehr interessante Tour kund tat. Laut vor allen Dingen. Und jedesmal, wenn er den Mund aufmachte, stopfte ihm die Mama irgendwas Süsses rein, so dass er wieder eine zeitlang beschäftigt war. Der arme kleine Kerl sah leider selbst aus wie ein Marshmallow und ich habe ihn sehr bedauert.
Unser Guide war ein Engländer, der bereits die ganze Welt bereist hat und seit Jahren in Südafrika lebt. Der Typ war unglaublich hippelig und hat dem Teufel ein Ohr abgequatscht. Extra für uns war auch noch Klaus dabei, ein ausgewanderter Deutscher, der als Dolmetscher fungieren sollte. Nun, wir benötigten keinen Dolmetscher, daher genoss Klaus einfach die Tour mit uns. Aber ich fand, das war ein guter Service von African Eagle für Touristen, die ohne Englischkenntnisse Südafrika besuchen. …. gibt’s das wirklich?
Unser erster Stopp war das Marianne Wine Estate, eine knappe Autostunde von Kapstadt und nur 15 Minuten von der Weinmetropole Stellenbosch entfernt. Das Manor House im holländischen Stil liegt wunderschön inmitten von Weinbergen und gepflegten Gärten. Der Franzose Christian Dauriac kaufte das Weingut 2004. Der Name Marianne ist auf die französische Ikone der Freiheitsbewegung zurück zu führen und Dauriac wählte diesen Namen aufgrund seiner französischen Wurzeln.
Auf der Terrasse des Weingutes genossen wir bei warmen Sonnenstrahlen verschiedene vorzügliche Weine. Mit auf dieser Tour war auch ein englisches Ehepaar. Den Ehemann tauften wir sogleich ‚Mr. Brexit‘, weil er mit dem missmutigsten Gesicht der Welt den EU-Austritt des Vereinigten Königreichs fast mit seinem Leben verteidigte.






Zum Weingut gehörte auch ein kleiner Laden, wo man stöbern und allerlei nette Kleinigkeiten kaufen konnte. Überhaupt … das Schöne an der Tour war, dass wir uns nirgends gehetzt oder ‚durchgeschleust‘ vorkamen.
Weiter ging die Fahrt nach Stellenbosch, der Universitätsstadt in den Winelands. Das Umland von Stellenbosch gehört zu den wichtigsten Weinanbaugebieten Südafrikas. Leider war hier kein Aufenthalt vorgesehen, ich hätte zu gerne die historische Altstadt erkundet.
Das zweite Weingut, welches wir auf unserer Tour besichtigten, war Zevenwacht Wine Estate. Dieses Weingut hat für seine sehr hochwertigen Weine schon unzählige Auszeichnungen erhalten. Man erwartete uns bereits und war gut vorbereitet. Zu jedem der fünf oder sechs Weine, die wir probieren durften, gab es den passenden Käse. Einfach göttlich gut. Ich hätte lieber die Weissweinprobe weggelassen und mich ausgiebig dem hervorragenden Rotwein gewidmet .



Nach diesem schönen Event machten wir uns auf den Heimweg, der im frühabendlichen Feierabendverkehr von Kapstadt einige Zeit in Anspruch nahm. Zum wiederholten Male war ich froh, dass wir uns gegen ein Mietauto entschieden hatten.
Auch an diesem Abend spazierten wir noch an die Waterfront zum Essen und wunderten uns über die Menschenaufläufe überall. Es war der 1. Dezember und man erklärte uns, dass an diesem Tag die Weihnachtszeit feierlich eröffnet wurde. Dann wird in der Adderley Street zum ersten Mal die Weihnachtsbeleuchtung eingeschaltet und das möchte jeder miterleben. So etwas würde ich mir in Deutschland oder in der Schweiz auch wünschen. Stattdessen starren bereits im September die Weihnachtsmänner gelangweilt vor sich hin und wenn Weihnachten ist, hat man das ganze Gedöns schon über. Ich jedenfalls …
Auf unserem Weg ins Restaurant entdeckten wir das Hotel The Silo. Dieses aussergewöhnliche 5-Sterne Luxushotel beeindruckte allein schon von aussen. Es wurde auf ein altes Getreidesilo gebaut und belegt die oberen 6 Stockwerke des Gebäudes. Darunter liegt das Zeitz Museum of Contemporary Art Africa.




Wir beschlossen, uns das Ganze mal von innen anzusehen. Gucken kostet ja noch nichts … ich nehme mal an, dass die Übernachtung hier unser Budget gesprengt hätte. Eine kleine und unglaublich speziell gestaltete Eingangshalle empfing uns.

Bevor man durch eine Glastür in den eigentlichen Hoteltrakt gelangte, musste man erst an einer Art Empfang vorbei. Zuerst dachten wir, hier geht es für uns nicht weiter. Das Hotel schien ziemlich gut gesichert zu sein. Aber wir wurden von einem Mitarbeiter sehr freundlichen nach unseren Wünschen gefragt und konnten ihm offenbar glaubhaft versichern, dass wir nichts Böses im Schilde führen und uns lediglich das prämierte Hotel und die Dachterrassenbar anschauen wollen. Und wie durch Zauberhand öffnete sich die Glastür für uns.
Dahinter kam man nur mit den Aufzügen weiter in die einzelnen Etagen, ebenso an die Rezeption. Zuerst fuhren wir in die Bar hoch. Es gibt Aussen- und Innensitzplätze und …. einen Swimmingpool! Die Aussicht über die Waterfront und in den Sonnenuntergang ist phantastisch. Auch hier wurden wir sehr freundlich in Empfang genommen. Es war auch überhaupt kein Problem, nur zu schauen und zu fotografieren.




Als nächstes schlenderten wir noch ein bisschen durch das Hotel und bestaunten die stilvolle Einrichtung. Stilvoll, aber gleichzeitig unheimlich gemütlich. Wir kamen mit einem weiteren Angestellten ins Gespräch. Er erklärte uns mit sichtlichem Stolz ein paar Details des Hotels und freute sich ganz offensichtlich über unser Interesse.





Wir verabschiedeten uns und selbst auf die Gefahr hin, dass ich mich wiederhole … einmal mehr waren wir von der grossen Freundlichkeit und Herzlichkeit der Menschen beeindruckt.
Zum Abendessen an der Waterfront fiel unsere Wahl diesmal auf das belgische Restaurant Den Anker. Die grosse Aussenterrasse liegt direkt am Wasser mit einem traumhaften Blick auf den Tafelberg. Das Essen war exzellent und der Wein ebenso, das Ambiente sowieso unübertroffen. Was die Preise angeht – angeblich eines der teuereren Restaurants an der Waterfront. Wir haben das gar nicht so empfunden. Für Schweizer Verhältnisse eher günstig. Sehr empfehlenswert!
Auch an diesem Abend brachte uns ein Taxi zurück ins Hotel. Diesmal habe ich nicht so gut geschlafen, die vielen neuen Eindrücke mussten erstmal verarbeitet werden.
Für den nächsten Tag hatten wir eine Peninsula Tour gebucht, ebenfalls bei African Eagle. Auch diesmal holte uns der kleine Bus pünktlich um 08:30 Uhr vor dem Hotel ab und wir waren sehr gespannt, was uns an diesem Tag erwarten würde.
Unsere Fahrt ging an die Küste von Hout Bay. Im Bus wurden wir gefragt, wer von hier aus eine ca. 40-minütige Bootsfahrt zur Robben-Insel ‚Seal Island‘ machen möchte. Der Preis für die Überfahrt war nicht im Tourpreis enthalten, betrug aber nur ein paar Euro. Der Trip ist auf jeden Fall empfehlenswert. Das Boot fährt sehr nah an die Robben-Insel heran (… ziemlicher Wellengang) und man hat genügend Zeit, Fotos zu machen.





Über den Chapman’s Peak Drive fuhren wir anschliessend Richtung Noordhoek. Die Strasse windet sich in unzähligen Kurven zwischen den Felsen und dem Meer dahin. Spektakulär. Angeblich gehört diese Strasse zu den schönsten Küstenstrassen der Welt und die Aussicht ist atemberaubend.
Ein weiterer Stadtteil Kapstadt’s ist Sea Point; ein Küstenort am Ufer des Atlantischen Ozeans. Sea Point hat eine sehr schöne Uferpromenade und die Wege zu den bekannten Stränden Clifton und Camps Bay sind nicht weit. Ein Weichei wie ich würde den Strand von Sea Point allerdings nicht zum Baden nutzen. Der Benguela Strom soll eine starke Strömung haben und sehr kalt sein. Und als Zwischenmahlzeit für die des Öfteren gesichteten Haie möchte ich auch nicht dienen.
Es war noch nicht mal Mittagszeit und wir hatten schon eine ganze Menge erlebt. Die Tour war wirklich ein Erlebnis und ist sehr zu empfehlen, vor allem, wenn man nicht so wahnsinnig viel Zeit in Kapstadt hat.
Unser nächstes Ziel war das Cape Point Natur Reservat, das südliche Ende der Kaphalbinsel. Das Reservat ist Teil des Tafelberg Nationalparks und stösst im Westen an das kalte Wasser des Atlantiks und im Osten an das warme Wasser der False Bay. Also … nicht, dass ich das gewusst hätte, aber unser wunderbarer Guide vermittelte uns jede Menge Informationen.
In Cape Point sollte man unbedingt auf eine der höchsten Klippen der Welt. Man kann mit der Standseilbahn fahren oder zu Fuss gehen. Der Weg über Natursteintreppen hinauf zum alten Leuchtturm auf dem Cape Point Peak ist steil und dauert ca. 20 Minuten. Dafür ist die Aussicht über die False Bay unbezahlbar. Von hier oben kann man das Cape of Good Hope sehen, was unser nächstes Ziel sein sollte.


Das Kap der Guten Hoffnung liegt im Good Hope Teil des Table Mountain Nationalparks. Die naturbelassene Strasse, die dorthin führt, endet in einem kleinen Parkplatz mit Wendekreis. Ausser dem berühmten Schild mit den Koordinaten des Ortes gibt es dort nichts. Aber wenn man schon in der Gegend ist, lässt man sich dies natürlich nicht entgehen. Wir sind ja schliesslich auch nur Touries .

Weiter ging unsere Tour zum Boulders Beach in Simon’s Town, um die berühmte Kolonie der Brillenpinguine zu besuchen. Zwei schöne Holzstege führen zum Strand, wo man das Treiben der Tiere beobachten kann. Es scheint, dass die neugierigen Pinguine sich den dortigen Lebensbedingungen gut angepasst haben. Sie können sich in den Büschen am Strand verstecken, wenn sie ihre Ruhe haben wollen. Ihre Nester mit den Küken verstecken sie in Kuhlen im Sand.







Zum Mittagessen fuhren wir in das verpennte kleine Simon’s Town, einem malerischen Stadtteil von Kapstadt. An der Quay Side, im Harbour View Restaurant, durften wir auf der Terrasse mit Blick auf den Hafen einen vorzüglichen Fisch geniessen. Der Wein dazu war ebenfalls hervorragend. Oha … und fuhr ganz schön ein


Unglaublich, was man alles in einen Tag hinein packen kann, ohne dass man das als Stress empfindet. Nach unserer ausgedehnten Mittagspause fuhren wir weiter in den Botanischen Garten Kirstenbosch im Stadtteil Newlands von Kapstadt. Der Garten besteht seit 1913 und gilt als einer der schönsten Gärten der Welt. Hier habe ich zum ersten Mal bedauert, nicht mehr Zeit zur Verfügung zu haben. Kirstenbosch ist ein Traum und natürlich hat man in eineinhalb Stunden nur einen winzigen Teil der 36 Hektar grossen Fläche entdecken können. Unter den ca. 7000 Pflanzen befindet sich keine fremde Pflanze, es sind alles einheimische Gewächse.





Meine Freundin und ich machten einen wunderschönen Spaziergang und wünschten uns, am einen oder anderen Ort ein bisschen länger verweilen zu können. Ging halt nicht und trotzdem beeindruckte uns Kirstenbosch sehr. Bevor wir am vereinbarten Treffpunkt wieder mit dem Rest unserer kleinen Gruppe zusammen trafen, kaufte meine Freundin noch ein paar Kleinigkeiten im Souvenirshop und ich ging schon mal zum Bus und freute mich auf eine der wenigen Zigis dieses Tages . Ein bisschen müde genoss ich ein paar Minuten des Alleinseins.
Der Verkehr auf dem Heimweg zurück nach Kapstadt war mörderisch, aber eine ganze Zeit später wurden wir sicher vor unserem Hotel abgesetzt.
Auch an diesem Abend gingen wir zum Essen an die Waterfront. Klingt langweilig, oder? Klingt wahrscheinlich noch langweiliger, wenn ich sage, dass wir noch einmal ins Den Anker gingen, weil es uns dort so gut gefallen hatte. Ist es aber gar nicht … langweilig, meine ich. Es gibt soviel zu sehen, zu hören, zu riechen – ich glaube, es bräuchte noch viele Abende mehr, bis man nichts Neues mehr entdecken würde. An diesem Abend trafen wir auf eine Art ‚Strassenband‘. Sicher 20 Personen, die meisten davon Frauen, die mit ihrer Energie, ihrem Tanz und dem Rhythmus der Trommel alle mitrissen.
Am folgenden Tag, unserem letzten in Kapstadt, liessen wir es sehr gemütlich angehen. Ausgiebig frühstücken, ein bisschen ‚Leute gucken‘ und anschliessend bummelten wir über die Long Street in Richtung Bo-Kaap, dem ‚bunten Viertel‘ Kapstadts.







Der Name ist Africaans und bedeutet ‚über dem Kap‘. Die Geschichte von Bo-Kaap reicht bis ins 18. Jahrhundert zurück. Zu dem Zeitpunkt wurden die Häuschen an Sklaven, die ‚Kap-Malaien‘ vermietet. Der Stadtteil hat eine reiche Geschichte und leider auch viel Leid erleben müssen.
Noch heute sind die meisten Häuser im Originalzustand. Die Menschen in diesem Viertel sind zum grössten Teil Muslime und hatten einen grossen Anteil bei der Entwicklung von Sprache, Küche und Kultur in Kapstadt. Bei einem Besuch im Bo-Kaap Museum erfährt man sehr viel Interessantes über den Stadtteil und seine Bewohner.

Nach einem ausgiebigen Spaziergang, die kopfsteingepflasterten Strassen rauf und runter, hatten wir Lust auf einen Kaffee und was Süsses und entdeckten … ein Schokoladencafè. Eigentlich heisst es ‚Honest Chocolate Cafe‘ und man bekommt alles, was der Süssigkeiten-Junkie (ich!) begehrt. Ich entschied mich für einen Latte Macchiato und einen Brownie. Superfluffig. Superlecker.
Aber als meine Freundin bestellte, staunte ich nicht schlecht. Wer sollte das alles essen? Respekt …. Sie nahm ‚einmal mit alles‘ – wenn schon, denn schon – und das war der ‚Banana Bread Bunny Chow‘. Ein Bananen-Muffin mit einem Innenleben aus Vanilleeis. Bis hierhin ging’s ja noch, konnte ich nachvollziehen. Das Ganze wurde dann noch mit Schokolade übergossen. Dicker, süsser Schokolade und davon eine ganze Menge. Ich habe probiert: köstlich. Aber nach einem Teelöffel davon pappte mir alles im Mund zusammen, so dass ich nichts mehr runter brachte. Meine Freundin ass noch ein bisschen tapfer weiter, bis auch sie vor dieser geballten Schokoladenexplosion kapitulierte. Aber so etwas Grossartiges habe ich noch selten gegessen (übrigens lag ihr das Ding noch den ganzen Tag im Magen …).




Neben diesem Cafè entdeckten wir noch ein ganz spannendes Restaurant. Dort konnte man nicht nur essen – in einem sehr speziellen Rahmen -, sondern auch allerlei schöne Dinge kaufen.





So langsam machten wir uns auf den Rückweg zum Hotel. Dort angekommen, packten wir gemütlich unsere Koffer für die Weiterreise am nächsten Tag und auch das Check-in für den Flug nach Port Elizabeth verlief reibungslos an der hoteleigenen Internetstation. Sogar die Boarding-Pässe konnten wir hier ausdrucken.
Und nun? Was fangen wir an mit unserem letzten Abend in Kapstadt? Wir beschlossen, noch einen letzten Bummel über die Long Street zu machen und stöberten dort im Tourismusbüro ein bisschen in den Flyern. Und schon hatten wir eine Idee, wie die Zeit in Kapstadt zu Ende gehen würde. Nämlich auf dem Signal Hill, dem angeblich schönsten Sundowner Spot in Kapstadt.
Ein Bus sollte uns auf den Signal Hill bringen, abfahrend in der Long Street mit einem Stop an der Waterfront. Bis dahin hatten wir noch ein bisschen Zeit. Also liessen wir uns in einem nahen Restaurant wunderbare Sandwiches machen, um den Sonnenuntergang bei einem kleinen Picknick auf dem Berg zu geniessen. Der Bus sammelte uns tatsächlich einigermassen pünktlich auf. Leider mussten wir an der Waterfront in einen anderen Bus umsteigen und noch eine geschlagene Stunde warten, bis es dann tatsächlich los ging.
Aber dann war es so weit. Die Fahrt führte uns durch die teuerste Wohngegend Kapstadt’s, wahrscheinlich sogar Südafrikas: Clifton mit dem berühmten Strand Camps Bay. Angeblich kann hier ein Stellplatz für’s Auto schon mal soviel kosten wie anderswo ein Einfamilienhaus. Dafür hat man eine Art kalifornischen Lebensstil … Beachboys and Babes. Na ja, wer’s braucht …
Oben auf dem Signal Hill angekommen, staunten wir nicht schlecht. Dutzende von Menschen versammelten sich, um den Sonnenuntergang bei Picknick und Wein zu betrachten. Aber irgendwie sah das alles gar nicht so verlockend aus. Den Grund dafür war uns schnell klar, als wir aus dem Bus stiegen. Es war grauenhaft kalt und es ging ein eisiger Wind, so dass wir uns kaum auf den Beinen halten konnten. Hm … gemütlich ist anders.
Nun ja, jetzt waren wir schon mal da. Wir setzten uns zu den anderen und assen mit klammkalten Fingern unser Sandwich. Bei anderer Gelegenheit hätten wir das sicher genossen, aber nun warteten wir einfach nur, dass die Sonne bald untergehen würde, damit wir endlich wieder im Bus verschwinden konnten.




Wir schauten uns den Sonnenuntergang noch kurz an und gingen dann zum Bus zurück. Die meisten Leute waren sowieso schon drin, so dass wir kaum noch einen Platz bekamen. Nach ein paar Minuten waren alle Passagiere wieder an Bord. Leider hatte der Fahrer kein Erbarmen mit uns und liess uns noch eine halbe Stunde im eiskalten Bus rumsitzen, bevor er dann pünktlich um 20:00 Uhr die Rückfahrt antrat.
Keine Frage … bei schönem Wetter muss es herrlich sein, den Tag auf dem Signal Hill ausklingen zu lassen. Wir hätten schlauer sein sollen. Wenn es bereits in Kapstadt recht windig und kühl ist, sollte man diesen Trip auf keinen Fall machen. An diesem Abend habe ich mir die grösste Erkältung geholt, die ich je hatte. Das wusste ich zu diesem Zeitpunkt aber noch nicht …
Langsam zuckelte der Bus den Berg wieder hinunter und bescherte uns noch einen schönen Blick auf die Lichter von Kapstadt.

Zurück an der Waterfront waren wir froh, dass wir sofort ein Taxi fanden, das uns zurück ins Hotel brachte. Der nette Fahrer machte noch eine interessante Bemerkung. Mit einigem Unverständnis meinte er, dass bei diesem Wetter die Busse gar nicht auf den Signal Hill fahren sollten …
Der Tee im Hotel wärmte uns ein bisschen auf und wir wünschten uns, dass unser Flug am morgigen Tag nicht bei diesem Sturm stattfinden würde.
Und das war sie, unsere Zeit in Kapstadt und Umgebung.
Wunderbar. Eindrücklich. Lehrreich. Faszinierend.
Was würde uns in den nächsten Tagen erwarten?
Also, bis dann,
eure Sue