Mailand, Italien

Oktober 2014

Kaufen, Kirchen und Kultur…


Ein strahlend sonniger Herbsttag in der Schweiz. Da konnte man nur hoffen, dass unser Mädelstrip nach Mailand wettermässig so weiter gehen würde. Ging er nicht … aber das wussten wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Die Schweizer Airline gab sich alle Mühe, beim Abflug die gängigen Klischees von Heidiland zu erfüllen.

Ich hoffte, dass dieser kleine Hüpfer uns sicher ans Ziel bringen würde und natürlich tat er das auch.

In Mailand empfing uns eher kühles Schmuddelwetter. Der Wetterbericht hatte uns schon vorgewarnt, dass wir wohl die schlechteren Tage des Monats erwischt hatten, aber … gebucht war gebucht. Die Entfernung vom Flughafen Malpensa ins Stadtzentrum beträgt ca. 50 km und wir überlegten uns, wie wir nun am besten dorthin kommen würden. Taxi war die eine Möglichkeit. Busse, die direkt gegenüber der Ankunftshalle bereits warteten, die andere. Dass es einen ‚Malpensa-Express‘ gibt, haben wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht gecheckt.

Wir entschieden uns für den Bus für 12 Euro pro Person. Dass wir in Italien waren, merkten wir spätestens dann, als die Schranke, die unserem Bus die Abfahrt versperrte, nicht aufgehen wollte. Da wir ganz vorne sassen, verfolgten wir amüsiert das minutenlange italienisch temperamentvolle Palaver. Nach einigem Fluchen, Hände über den Kopf werfen, Gewalt anwenden … ging das Ding – warum auch immer – auf und wir konnten das nächste Terminal ansteuern, um noch ein paar Fahrgäste an Bord zu nehmen.

45 Minuten und ein paar Staus später erreichten wir den Bahnhof Milano Centrale, von wo aus es per Metro weiter in die Innenstadt ging. Also … nachdem wir die Kassenautomaten kapiert und die richtige Bahn gefunden hatten :-).

Als uns der Untergrund mitten auf der Piazza del Duomo wieder ins Licht entliess, fiel unser Blick als erstes auf den Duomo di Santa Maria Nascente, oder schlicht: auf den Mailänder Dom. Wow. Das war wirklich beeindruckend. Und wie würde der erst bei strahlend blauem Himmel aussehen.

Jetzt standen wir am Rande der grossen Piazza und überlegten uns, in welcher Richtung sich wohl unser Hotel versteckte. Fragen war die Lösung. Ich hatte tatsächlich das Glück, keinen Tourist, sondern einen Italiener anzusprechen, der uns kompetent die Richtung zu unserem Hotel wies. Den Weg konnte man sich leicht merken … es war nämlich nur 200 Meter weit entfernt :-). Wir hatten uns wieder für ein UNA entschieden, diesmal für das Maison Milano. Die 27 Zimmer waren in einem schön restaurierten, historischen Gebäude untergebracht und die Lage war absolut perfekt.

Der Empfang im Hotel war äusserst freundlich. Wärend die Formalitäten erledigt wurden, bekamen wir einen Cappuccino und einen Mini-Fruchtsalat. Unser Zimmer war hell und elegant eingerichtet und das grosse Bad war wunderbar.

Und dann war da noch das Kästchen. Es lag auf dem Nachttisch. Und diese Art von Schnickschnack finde ich toll. Wie oft ist es mir in diversen Hotels schon passiert, dass ich zuerst alle möglichen Lichtschalter an- und ausknipste, bevor ich den für eine bestimmte Lampe richtigen fand. Nicht so hier … hier gab es das Kästchen für Dummies. Lampe aussuchen, drauf drücken, fertig. Klasse.

Nachdem wir alles inspiziert und ausgepackt hatten, machten wir unseren ersten Bummel. Die Jacke konnte man gebrauchen und über meinen Schal war ich auch nicht unglücklich.

Ein paar Schritte nur zum Domplatz. Die Frage drängte sich auf, ob wir hier wirklich in Italien waren. Soviel asiatische Touristen habe ich in meinem Leben noch nicht gesehen, und ich war schon an vielen Orten … deren Länder mussten ausgestorben sein ;-). Als erstes nahmen wir die Corso Vitttorio Emanuele in Angriff, eine der Haupteinkaufsstrassen Mailands und merkten uns im Vorübergehen, wo wir allenfalls am anderen Tag unser Geld hintragen würden.

Anschliessend statteten wir dem Dom einen Besuch ab. Die Handtaschen wurden sorgfältig kontrolliert und dann durften wir hinein. Schade, dass gerade Renovierungsarbeiten stattfanden und ein Kran mitten im Dom stand, was allerdings die grandiose Imposanz nicht schmälerte.

Die allseits präsente Werbung machte übrigens nicht mal vor der Aussenfassade des Doms halt. Ich fragte mich, wer das Geflimmer auf dieser Art überdimensioniertem Fernseher wohl brauchte …

Da das viele schauen und denken und beeindruckt sein ermüdet, suchten und fanden wir ein geeignetes Plätzchen für einen Apéro.

Das Wetter war nicht gut, aber auch nicht wirklich schlecht. Auf jeden Fall reichte die Temperatur aus, um draussen zu sitzen, was ausser uns noch halb Mailand tat. Die Stadt ist laut und voller Leben. Die Strassen waren voll und wir hatten das Glück, noch einen Platz ‚in der ersten Reihe‘ eines Restaurants zu ergattern. In einem meiner letzten Berichte habe ich glaub ich schon erwähnt, dass man eigentlich nach einem Apéro in Italien kein Abendessen mehr braucht, wenn man alles in sich hineinschaufelt, was da so auf den Tisch gestellt wird. Wunderbare Verführungen … angefangen bei den Chips, die ich sonst nie esse.

Anschliessend ging es weiter in die bekannte Galleria Vittorio Emanuele, architektonisch beeindruckend mit der riesigen Glaskuppel und den schönen Mosaiken im Fussboden.

Die hochpreisigen, meist leeren Designerläden mit ihrem alltagsuntauglichen Glamour-Look haben mir jetzt nicht wirklich den Atem geraubt. So alt kann ich gar nicht werden, dass ich mal glitzernde Swarovski-Steine auf dem Po spazieren trage. Meine natürlich … auf der Jeans.

Das Schönste in der Galleria waren für uns die kleinen Cafés und Restaurants, wo wir so manche Stunde damit verbrachten, dem endlos dahinfliessenden Strom der Touristen zuzuschauen, die auf der einen Seite herein eilten und auf dem anderen wieder hinaus, begleitet von einem irgendwo in der Luft wedelnden Schirm des Reiseführers, der die desinteressiert dreinschauenden Pflichtprogramm-Absolventen daran hinderte, verloren zu gehen.

Verlässt man die Galleria auf der anderen Seite wieder, kommt man auf die Piazza della Scala mit dem berühmten Opernhaus. Ich hatte einen Prunkbau erwartet und dabei fast das unauffällige Gebäude an der belebten Strasse übersehen.

Es war Abend geworden und trotz der Köstlichkeiten beim Apéro hatten wir noch Platz für ein kleines Abendessen in einem der zahlreichen Restaurants rund um den Dom. Dem Glücklichen, der hier einen Tisch ergattert hatte, bot sich ein sehr unterhaltsames Bild aus schicken, flanierenden Mailänderinnen, Touristen, Strassenkünstlern und vielen anderen interessanten Menschen.

Auf dem Rückweg ins Hotel entstand dieses Bild. Es zeigt keinen Sommertag, wie man meinen könnte, sondern den Abendhimmel über Mailand.

In unserem UNA Hotel gab es das Frühstück nur auf dem Zimmer. Wir bestellten am Abend vorher und während wir auf das Frühstück warteten, beobachtete ich den beginnenden Tag vom Fenster aus.


Die Tatsache, dass man nur auf dem Zimmer frühstücken kann, hat mich nicht gestört, das Frühstück an sich war aber nicht so unser Geschmack. Es kam nicht zur verabredeten Zeit, der Cappuccino war nur lauwarm und die wenigen Minibrötchen schmeckten wie vom Vortag und machten nicht satt. Für mich das einzige Minus an diesem Hotel. Diese Erfahrung veranlasste uns, in den nächsten Tagen in einem kleinen Café in der Galleria zu frühstücken, wo die Schoko-Croissants noch warm und der Kaffee heiss war.

An diesem Tag war nun shoppen angesagt. Mehrere Wochen hatte ich mir nichts gekauft, weil ich in Mailand die nötige Zeit und Ruhe zum Einkaufen haben würde. Insgeheim setzte ich mir ein Ausgabenlimit und war ganz stolz, dass ich dieses nicht überschritten habe … unterschritten allerdings auch nicht. Wir machten uns also auf den Weg ins sogenannte ‚Goldene Dreieck‘, Mailands berühmtesten Shopping-Strassen Via Montenapoleone, Via Sant‘ Andrea und Via della Spigna. Wenn man hier nicht fand, was man suchte, war man wohl selbst schuld.

Ich fand, was ich mir einbildete zu brauchen. Alles. Der grösste Luxus bestand für mich allerdings darin, die Zeit zu haben, überhaupt danach zu suchen.

Es war schon weit über Mittag und mit verschiedenen Energieschüben in essbarer und flüssiger Form überstanden wir diesen Shoppingstress unbeschadet :-). Wir brachten unsere diversen Schätze zurück ins Hotel und beschlossen, uns am Nachmittag das Navigli Viertel anzuschauen und dort am Abend etwas zu essen. Ich hatte über dieses Viertel gelesen und ausserdem ist es mir von jemandem empfohlen worden (ich nehme an, dieser Jemand war im Sommer dort und nicht wie wir im Herbst).

Der Stadtteil mit seinen vielen Kanälen (Navigli) sollte einen besonderen Charme haben mit originellen Geschäften, Künstlerateliers und Beizen und speziell zum Bummeln oder Verweilen in einem der zahlreichen Cafés entlang der Wasserstrassen einladen.

Wir nahmen uns ein Taxi und der Fahrer fluchte sich durch den bereits einsetzenden Berufsverkehr. Erst ganz zum Schluss – sein Geld hatte er schon – liess er uns wissen, dass das Navigli Viertel momentan eine ziemliche Baustelle sei. Diese Auskunft hätten wir nicht mehr benötigt, das sahen wir im gleichen Augenblick selbst. Etwas trostloseres konnte ich mir in dem Moment nicht vorstellen … das Wasser im Kanal war fast vollständig abgelassen, fast alle Geschäfte und Restaurants geschlossen und kaum ein Mensch auf der Strasse. Ausser den Touris natürlich … das waren wir. Zu allem Übel fing es auch noch an zu regnen. Wir hatten halt an diesem Tag einfach Pech.

Wir schauten, dass wir schnell wieder in eine belebtere Gegend kamen und hatten das Glück einen Mann zu finden, der uns den Weg zurück ins Zentrum beschreiben konnte. Die nächste U-Bahn Station war nicht weit. Inzwischen hatten wir begriffen, wie das System funktioniert und fanden blitzschnell die Linie, die uns wieder zum Dom bringen sollte. Meine Freundin hatte es dabei besonders eilig. Sie sprang in die bereit stehende Bahn, die Tür ging zu und weg waren sie.  Die Bahn und die Freundin. Ich nahm halt den nächsten Zug und da wir wussten, wo wir auszusteigen hatten, fanden wir uns ziemlich schnell wieder.

Nach diesem trostlosen Ausflug war der Rummel auf und um den Domplatz doch sehr willkommen. Nach dem anstrengenden shoppen am Vormittag waren wir doch ziemlich müde. Die Energie reichte noch für das Abendessen und ein gutes Glas Wein, bevor sich die Zimmertür des Maison Milano hinter uns schloss.

Unser letzter Tag in Mailand begann mit einem freundlichen Einheitsgrau, das sich zu unfreundlich windigem Regen wandelte. Was bot sich also mehr an als eine Stadtrundfahrt. Es gab 3 verschiedene Routen, die alle miteinander verknüpft waren, so dass man – falls man das wollte – problemlos umsteigen konnte. Die Fahrten dauern 60 – 90 Minuten und kosten 25 Euro. Das Ticket ist zwei Tage gültig.

Wir wählten die ‚rote Linie A‘. Versehen mit deutschsprachigem Audiokommentar verschafft einem so eine Fahrt einen wunderbaren Überblick über die Sehenswürdigkeiten der Stadt.

Wir starteten am Dom.

Vorbei am Castello Sforzesco, einem riesigen Kastell aus dem 13. Jahrhundert, erbaut von Francesco Sforza. Diesem Sforza begegnet man in Mailand übrigens überall. Im Schloss sind verschiedene Museen und es wird umgeben von einem wunderschönen Garten, dem englischen Stil nachempfunden.

Der Piazzale Cadorna ist berühmt für seine riesige Skulptur, die Nadel, Faden und einen Knoten darstellen soll in Anlehnung an die Modestadt Mailand.

Das Cenacolo Vinciano beherbergt Leonardo da Vinci’s berühmtes Gemälde ‚Abendmahl‘. Es dürfen jeweils nur wenige Personen für eine Viertelstunde das Kloster betreten. Leider wussten wir nicht, dass man sich für einen Besuch im Cenacolo vorher anmelden muss.

Mich würde interessieren, wieviel Kirchen Mailand insgesamt hat. An einer sehr bekannten fuhren wir jedenfalls gerade vorbei, Sant‘ Ambrogio. Sie enthält zahlreiche Grabplatten und Fresken aus dem Mittelalter.

Es ging durch eines der angesagtesten Viertel Mailands, die Via Tortona und Via Solari. Hier sind – in unscheinbaren Backsteinbauten untergebracht – die Werkstätten der grossen Designer. Im Sommer geben sich hier offenbar Künstler, Fotografen und Models die Klinke in die Hand. Allerdings war kein Sommer … Die Beschreibung des Navigli Viertels hatten wir ja schon …

Weiter ging es, vorbei am wunderschönen öffentlichen Park der Basiliken. In diesem Areal stehen die Basilika San Lorenzo Maggiore aus der Römerzeit und die Kirche Sant‘ Eustorgio.

Jetzt erfuhr ich auch, warum dieses Sforza so allgegenwärtig war. Dies war der Name einer grossen italienischen Familiendynastie aus der Renaissancezeit.

Vorbei an der Scala und am Dom endete unsere Stadtrundfahrt an der Metro Station Moscova, unweit von unserem Hotel.

Da unsere Tickets noch mehr als einen Tag gültig waren, verschenkten wir diese an ein Paar aus der langen Schlange, die auf den nächsten Bus warteten.

Kaum zu glauben, aber an diesem Nachmittag zeigte sich sogar die Sonne und es herrschten angenehm milde Temperaturen. Eine Strasse in der Nähe des Doms wartete noch darauf, von uns entdeckt zu werden. Wir schlenderten an den Schaufenstern entlang und ich konnte mich nicht entscheiden, aus welchem der schönen Kinderläden ich meiner kleinen Enkelin etwas mitbringen sollte. Das Denken würde mir sicherlich leichter fallen nach einem Aperol Spritz. Das Wetter gab uns die Möglichkeit, vor einem wunderschönen Restaurant draussen zu sitzen und wir beschlossen, nach unserem Kinderladen-Einkauf zurückzukehren und hier etwas zu essen.

Die Strassen waren auch an diesem Abend voll, die Menschen nutzten die paar unverhofften Sonnenstunden. Am Abend kehrten wir in das Lokal zurück, das inzwischen sehr gut besucht war. Wir durften einen Vierertisch besetzen, was mit 2 Personen gar nicht so selbstverständlich war. Wahrscheinlich sah uns der Kellner an, dass wir einen guten Wein bestellen würden und da hatte er sich nicht getäuscht. Das Essen und der Wein waren hervorragend und wir genossen unseren letzten Abend in vollen Zügen. Zu dem so gluschtig präsentierten Dessert konnten wir natürlich auch nicht nein sagen.

Ein letztes Mal bummelten wir um den Dom und tranken irgendwo noch einen späten Espresso. Und ein letztes Mal freuten wir uns am nächsten Morgen auf den Duft frischer Croissants in der Galleria.

Inzwischen kannten wir ja die Umgebung etwas besser und so nahmen wir die Metro zum Bahnhof Milano Centrale und weiter ging es mit dem Milano Express zum Flughafen.

Mailand hat mir sehr gut gefallen … quirlig, lebendig, laut, voll, viel zu sehen, gutes Essen und das Shoppingparadies schlechthin.

Aber auch auf unseren nächsten Städtetrip freue ich mich jetzt schon sehr, auch wenn bis dahin noch ein bisschen Zeit vergeht. Wir waren uns glaub ich noch nie so schnell einig, wohin die Reise geht, nämlich nach – St. Petersburg.

Ich übe schon mal …

до ско́рого!

Eure Sue

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